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Die triadische Praxis als Grundeinheit
Die triadische Praxis (TriPrax) wird im NTD als das Verhältnis der Menschen in ihren vielfältigen Erscheinungen zur mannigfaltigen Welt verstanden.
Da die modernen Wissenschaften nun einmal das Ergebnis einer arbeitsteiligen Beschäftigung mit dem Menschen sind, gibt es keine Disziplin, die den Menschen sowohl als psychodynamische Persönlichkeit, als auch als soziales Wesen und als Naturwesen behandelt. Immer dominiert entweder eine psychologische, eine sozialwissenschaftliche oder eine naturwissenschaftliche Axiomatik.
Erfahrungsgemäß haben gerade exzellent disziplinierte Wissenschaftler Schwierigkeiten, den trivalenten Modellierungen zu folgen, ihre disziplinäre Perspektiven eine zeitlang zu suspendieren. Einem Psychologen, der mit den Grundannahmen seiner Disziplin an die Texte herangeht, sofort in seine Fachsprache übersetzt, wird nur zu oft Enttäuschungen erzeugen. Der Triadiker rät, Re-Kodierungen aufzuschieben und Bewertungen in der Schwebe zu halten.
Das NTD stellt die Beziehung zwischen den Menschen und den anderen Komponenten der Welt im Gegensatz zu vielen anderen Epistemologien durch die Praxis her. Die Praxis ist die Grundeinheit, die Zelle triadischen Denkens. Alle Teile, die bei ihrer Zerlegung entstehen, sind nur in Bezug auf das Ganze dieser Praxis beschreib- und verstehbar. Unterschreiten wir diese Untersuchungseinheit, emergiert keine triadische Praxis und auch kein triadisches Denken.
Für Marx war klar, daß sein Nachdenken über die Programme kapitalistischer Wirtschaftspraxis als Teil einer (anderen) politischen Praxis zu gestalten war, in der das (politische) Handeln die Führung zu übernehmen hatte, die dann im Kommunistischen Manifest (und andernorts) nochmals reflektiert und gleichzeitig programmiert wurde.
Komplexität als Metakategorie des NTD
Konstitutiv für das Neue Triadische Denken ist die Annahme einer mannigfaltigen Welt. Die Mannigfaltigkeit der Dinge, Prozesse und Räume der Welt, muß in jeder Praxis durch die Menschen/Praktiker bewältigt werden. Das NTD transformiert die Mannigfaltigkeit in die typische dreifaltige (triadische) →Komplexität .
Es gilt die Triade der abstrakten Komplexität: Quantität, Komposition, Qualität.
Für die Komplexitätsbewältigung gilt die programmatische Universalien des NTD 'Verstehe das zu schaffende oder zu erklärende Objekt als Produkt der Wechselwirkung zwischen drei Faktoren! Dies ist das obligatorische Gestaltungsprogramm des Neuen Triadischen Denkens.
Aus ihr folgt, daß jede Komplexitätsbewältigung in der Praxis selektiv wirkt, sie prämiert und diskriminiert immer und unausweichlich, unabhängig von allen Zielen.
Wandel und Transformation als Metakategorien
Das Ergebnis jeder Praxis, ihr Output, ist die Transformation der Praxis und aller ihrer Komponenten. Jede Praxis verändert die Welt. Dieses Ergebnis kann die Absicht der Individuen sein. Man spricht dann von Motiven oder Zielen der Praxis. Es kann auch - zu mehr oder weniger großen Teilen - der Sinn einer sozialen Praxis sein. Aber solche intentionalen Begriffe eignen sich nicht für die Modellierung des Verhältnisses der Menschen zu Natur und Technik in naturwissenschaftlicher oder technischer Perspektive. Hier sind die Menschen anderen Regeln, z.B. Naturgesetzen, unterworfen. Der Mensch als Natur- und Gattungswesen ist das Produkt naturgeschichtlicher und technischer Evolution. Der Oberbegriff für die zweckhafte, sinnhafte und evolutionäre Veränderung von Welt, Praxis und Menschen ist Transformation.
Sinn mag der Grundbegriff der Soziologie (N. Luhmann 1975) sein. Als Grundbegriff der Praxeologie eignet er sich genausowenig, wie 'Motive' oder 'Intentionen'. Es gibt Spannungen zwischen den drei Emergenzen bzw. Klassen der Praxis. Wählt man einen konstitutiven Begriff der einen Klasse, entsteht von Vornherein eine Hierarchie, eine Abhängigkeit der anderen Klassen von der prämierten. Ob ökologisch-synergetische Prozesse sozialen Sinn machen bzw. von den Individuen beabsichtigt sind, ist eine empirische Frage, die nicht theoretisch normative festzulegen ist.
Wandel
Der Übergang von einem Zustand der Dinge in einen anderen ist niemals vollständig. Immer bleiben nach der Transformation Reste der ursprünglichen Informationen, der Materie und der Energie erhalten. Um diese unvollständige Metamorphose zu modellieren, arbeitet der Triadiker mit der abstrakten → Wandeltriade®: Reformieren, Konservieren, Revolutionieren. Es führt die Mannigfaltigkeit der Transformationen, das Mit-, Neben- und Gegeneinander also auf die Interaktion dreier Faktoren/Prozesse zurück.
Sie gehört zu den axiomatischen, obligatorischen Basistriaden des NTD und ist für jede Praxis relevant.
Permanenz und Diskontinuität der Praxis
Die Praxis der Menschen ist auf allen Emergenzniveaus permanent. Menschen befinden immer in irgendeiner Praxis. Deshalb wandeln sie sich beständig. Aber ihre Praxis ist nicht nur unausweichlich sondern auch diskontinuierlich. Sie wird von ihnen sequenziert. Wiederkehrende Sequenzen werden idealtypisch modelliert und erhalten eine sprachliche Bezeichnung. Deshalb können wir Typen der Praxis erkennen und gestalten.
Mannigfaltige Praxen, ihre Klassifikation und Verschränkung
Es gibt viele Typen von Praxis. Sie lassen sich klassifizieren. Das NTD hat allgemeine Annahmen über Klassen triadischer Praxis axiomatisiert. Obligatorisch ist die Unterscheidung zwischen individueller menschlicher, sozialer und ökologisch-kultureller Praxis.
Jede Klasse läßt sich weiter in Arten und ggfs. Gattungen differenzieren.
Letztlich läßt sich jede menschliche Praxis als ein Produkt des Zusammenwirkens aller drei Klassen verstehen. Aber immer stehen die Modelle, Programme und Werte einer der genannten Klassen im Vordergrund.
Auch die einsame individuelle Praxis greift auf soziale Programme zurück und ermöglicht Gesellschaften. Ohne die Nutzung kultureller Güter, der mehr oder weniger technisierten Natur geht es ebenfalls nicht ab. Und immer halten Individuen, in welchem Maße auch immer, die Praxis am Laufen.
Im Fokus steht die individuelle Praxis
Diese Webseite und auch www.triadisches-denken.de behandeln schwerpunktmäßig die individuelle menschliche Praxis und eine soziale Praxis, die die Transformation von Informationen zum Ziel hat.
Dies im Gegensatz zu früheren Arbeiten und den webseiten der Kommunikativen Welt. In 'Supervision als Medium kommunikativer Sozialforschung' (gemeinsam mit K. Rappe-Giesecke, Ffm 1997) standen soziale epistemische Systeme und die Praxis kollektiver Erfahrungsgewinnung im Zentrum. Der 'Buchdruck in der frühen Neuzeit', die 'Mythen der Buchkultur' u.a. Werke konzentrieren sich auf die kulturelle Informationsschöpfung und ihre technischen Medien.
Die Behandlung dieser beiden Praxisklassen ist nicht zu vermeiden, wenn es um das - triadische - Denken geht. Dieses erfolgt immer in einer epistemischen Praxis und wenn, wie hier, Modelle öffentlich präsentiert werden, dann haben wir eine soziale Praxis, die ebenfalls zu reflektieren ist.
In der individuellen Praxis wird die Komplexität der Welt durch drei Praktiken Wahrnehmen, Denken und Handeln bewältigt. Das Neue Triadische Denken (NTD) geht von der Überzeugung aus, daß alles Denken letztlich in eine menschliche Praxis eingespannt ist und nur in Wechselwirkung mit dem Handeln und der Wahrnehmung existiert. Wahrnehmen, Denken und Handeln sind die konstitutiven und obligatorischen Faktoren der individuellen triadischen Praxis. Die Menschen werden zu Praktikern, die mit ihren drei Praktiken in die Beziehung zu den Objekten der Praxis und ihrer Umwelt treten.
Der Wandel der Theorie
Die triadische Praxeologie ist nicht aus dem Nichts entstanden. Sie beruht, theoretisch wie praktisch, auf klassischen Disziplinen, vor allem auf soziologischen Theorien über Interaktion, Organisation und Gesellschaft, auf soziologischen Handlungstheorien, den Unterscheidungen in der Wissenssoziologie u.s.f. Sie beruht auf psychologischen Modellen über den Menschen und ihre Interaktionen. Sie beruht auf den Systemtheorien der Technik, der Ökologie und der Kommunikationswissenschaft und manches weiteres.
Im augenblicklichen Stadium ist der Übergang des Neuen Triadischen Denkens von einem auf die Praktik Denken ausgerichteten Paradigma zum praxeologischen Paradigma nicht abgeschlossen. Überhaupt gibt es schon viele Modelle und Axiome, die mit den traditionellen Disziplinen nicht mehr viel zu tun haben, die quer zu ihnen liegen. Es gibt aber noch viele Bezeichnungen/Begriffe, die im alten Paradigma entstanden sind und dort eine Bedeutung haben, die jetzt aber nur noch teilweise zutrifft. Das betrifft z.B. den Begriff des 'Sozialen', der 'Systeme', der 'Kultur' und 'Ökologie' u.v.a.m.. Es ist wie in einer Stadt, in der alte und neue Gebäude nebeneinanderbestehen (wie es Wittgenstein im Bezug auf die Sprachen mal formulierte; Phil. Untersuchungen I,18), und wo das Stadtbild nicht allein durch die neuen Stadtplaner/die Triadiker bestimmt wird.
Es gibt also Inkonsistenzen in der Darstellung, auch Widersprüche. Sie sollten sich auflösen lassen, aber dazu bedarf es der Mithilfe. → Wandel ist immer eine Balancen zwischen radikalen Erneuern, also hier dem Verwerfen von disziplinären Axiomen, der Reform von bestehenden Modellen und dem Bewahren guter Ansätze. Und er ist ewig. Dem Wandel entspricht diese datenbankbasierte Webseite entschieden besser als das gedruckte Buch. Die Einträge werden permanent verändert..
Deshalb sollten bei Zitaten das Datum der Entnahme angefügt werden.