|
Als Praxissystem sprechen TriPrax und das NTD® eine individuelle, soziale oder kulturelle Praxis an, die eine endliche Architektur, einen geordneten und endlichen Ablauf (Dynamik) sowie kontrollierbare Beziehungen zur Umwelt hat.
Die Praxis wird in dem Maße zum Praxissystem, in dem sie sich um- und abgrenzt, endlich wird. Systeme müssen auf- und abgebaut werden. Deshalb ist die systemische Existenz der Praxis immer nur eine Zwischenphase.
Systemische Zustände sind immer nur eine (Durchgangs)Phase der Praxis!
Die kleinste und konstitutive Untersuchungszelle ist - für das NTD® und die TriPrax - die Praxis.
Nicht ein System, auch nicht das Praxissystem, ist die Zelle der triadischen Praxeologie sondern die Praxis als immerwährender, aber immer auch sequenzier- und begrenzbarer Prozeß.
Die triadische Definition der Praxissyteme schafft eine Hierarchie zwischen diesen und der Praxis, insofern die Systeme nur endliche Phasen innerhalb der abzählbar unendlichen Praxis jedes einzelnen Menschen sind. Das NTD zieht es deshalb vor, von einer systemischen Phase der Praxis anstatt von Praxissystemen zu sprechen.
Das hat manche Vorteile: Während alle Systemtheorien die Schwierigkeit haben, Systembildungen und -auflösungen zu modellieren, möchte die triadische Praxeologie die Praxis gestalten und kann dabei auch erklären, wie es zu systemischen Zuständen kommt. Systemtheorien beschäftigen sich bevorzugt, oftmals ausschließlich, mit der mittleren Phase der Praxis, der durch die Funktionserfüllung bestimmte Phase. Sie beschreiben die Systemgestaltung sowie konstituierte, funktionierende Systeme.
Praxissysteme können auch mithilfe der → Wandeltriade beschrieben und gestaltet werden: Von Systemen spricht das NTD, wenn das Bewahren in der Kräftetrias des Wandels die Oberhand gewonnen hat. Die revolutionären Kräfte, die vernichten und erneuern, spielen nun eine ganz untergeordnete, häufig störende Rolle. Reformierende Kräften werden nur eingesetzt, wenn Krisen dies erfordern. Oberstes Ziel ist Stabilität. Diese ist nur zu erreichen, wenn der Wandel begrenzt wird. Begrenzt werden müssen nicht nur die Zeiten (Dauer, Geschwindigkeit und Beschleunigung) sondern auch die Räume und Dinge, die Subjekte, Objekte und Funktionen der Praxis, die Programme u.v.a.m.
Jede einigermaßen erfolgreiche Praxis führt zur → Systembildung. Die Systembildung kann zu → Systemen führen. Jede erfolgreiche Praxis hat systemische Phasen.
Praxissysteme werden in der Praxeologie durch die drei Dimensionen: Dynamik, Architektur und Umweltbeziehungen beschrieben.
Standardsystemtriade
Die Steuerung und Regelung der Prozesse, der Aufbau von Strukturen und Architekturen sowie die Erzeugung und Aufrechterhaltung der Grenzen und die Gestaltung der Beziehungen zur Umwelt sind permanente Probleme jedes Praxissystems. Die Grenzgestaltung nimmt mindestens die Programme Öffnen/Schließen (Input/Output), Sichern/Kontrolle und Anpassen in Anspruch. Kein System kann sich mit unkontrollierten Grenzen erhalten, verliert seine Identität. Grenzen werden immer wieder verändert und an den Wandel angepaßt.
Die Offenheit der Systeme darf die Endlichkeit und damit auch die quantitativen Bestimmungen der Elemente, Beziehungen und Ebenen nicht - oder nur in maßvoller Schwankungsbreite - gefährden. Andernfalls lösen sie sich auf - was irgendwann der übliche Gang der Dinge ist. Systembildungen sind immer nur eine Durchgangsphase in der menschlichen - und in anderen Formen der - Praxis. Endlichkeit und Offenheit schließen sich nur dann nicht aus, wenn es stabile Verhältnisse zwischen Abfluß und Zufluß gibt. Grenzziehung und -kontrolle sind permanente Probleme aller Systeme. Die Austauschprozesse sind Gegenstand kybernetischer Programme und jeder Ökosystemtheorie.
Wenn die Praxis als System wahrgenommen, gedacht oder hergestellt wird, dominiert immer eine der drei Dimensionen. Mal steht die Organisationsstruktur, mal das Zeitmanagement und ein andermal Ressourcenbeschaffung und Leistungen für die Umwelt im Vordergrund.
Phasen der Praxis
Wenn man die Praxis als Systembildung versteht und gestaltet, durchläuft sie die Phasen Konstitution, Aufgabenerfüllung und Auflösung.
Ein systemischer Zustand der Praxis hat Voraussetzungen, die in einer Konstitutionsphase, zu schaffen sind. Diejenige Phase der Praxis, in der ihre Komposition so weit abgeschlossen ist, daß die Praxis ihre Ziele erreichen kann, begreift das Neue Triadische Denken® (NTD®) als systemische Praxis oder als Praxissystem. Sie stimmt mit der 2. Phase einer konkreten Praxis bzw. einer Praxisart überein. Jede Praxis führt, wenn sie erfolgreich verläuft, in der mittleren Phase zu einer Begrenzung der Prozesse, der Architekturen und der Umweltbeziehungen.
Jede einigermaßen erfolgreiche Praxis führt zur → Systembildung.
Je besser die Prozesse abgegrenzt sind, je erwartbarer sie durch Standardisierung werden, desto stabiler, systemischer wird die Praxis.
Die → Grenzgestaltung nimmt mindestens die Programme Öffnen/Schließen (Input/Output), Sichern/Kontrolle und Anpassen in Anspruch.
Die systemischen Phasen der Praxis sind das Ergebnis von Grenzgestaltungen in einer vorangehenden Phase. Kein System kann sich mit unkontrollierten Grenzen erhalten, verliert seine Identität.
Grenzen werden immer wieder - auch in der Durchführungsphase - verändert und an den Wandel angepaßt. In der systemischen Phase der Praxis, sollte die Grenzgestaltung keine wichtige Aufgabe mehr sein, weil dadurch Aufmerksamkeit und Energien verbraucht würden, die nun anders einzusetzen sind.
Nur wenn bei der Bewältigung der Aufgaben, die für die jeweilige Praxis konstitutiv sind, Krisen auftauchen, können Programme der Grenzgestaltung wieder in den Vordergrund gerückt werden. Das ist gerade deshalb leicht möglich, weil die Grenzgestaltung unthematisiert im Hintergrund mitgelaufen ist.
An die Stelle der Grenzgestaltung tritt in dieser Phase die Lösung derjenigen Aufgaben, um derentwillen die Praxis überhaupt erst in Gang gesetzt wurde. Die Grenzgestaltung tritt hinter der Funktionserfüllung zurück.
Keine Praxis kann jedoch den relativ stabilen Zustand für immer halten und dies ist auch selten gewollt. Deshalb kann der Triadiker auch immer - drittens - eine Auflösungsphase beobachten und gestalten.
Klassen der Praxissysteme
Den drei Klassen der Praxis entsprechen auch die Praxissysteme. Es gibt sowohl in der individuellen, als auch in der sozialen und der kulturellen Praxis systemische Phasen.
In der Fachliteratur spricht man im ersten Fall oft von Handlungssystemen (z.B. J. Habermas), im zweiten von Sozialsystemen (N. Luhmann), seltener von Kultursystemen.
Das NTD unterscheidet die Klassen aufgrund der Ebenen, auf denen die Menschen in der Praxis emergieren können: Individuum, soziales und kulturelles Wesen. Entsprechend finden sich auch unterschiedlichen Klassen der Praktiken.
Kulturelle Praxissysteme können mithilfe der → Wandeltriade bzw. den kulturellen Praktiken des Verwandelns beschrieben und gestaltet werden: Von kulturellen Systemen spricht das NTD, wenn das Bewahren in der Kräftetrias des Wandels die Oberhand gewonnen hat. Die revolutionären Kräfte, die vernichten und erneuern, spielen nun eine ganz untergeordnete, häufig störende Rolle. Reformierende Kräften werden nur eingesetzt, wenn Krisen dies erfordern. Oberstes Ziel ist Stabilität. Diese ist nur zu erreichen, wenn der Wandel begrenzt wird. Begrenzt werden müssen nicht nur die Zeiten (Dauer, Geschwindigkeit und Beschleunigung) sondern auch die Räume und Dinge, die Subjekte, Objekte und Funktionen der Praxis, die Programme u.v.a.m.
Systeme als Dinge
Systeme sind im Verständnis des NTD vor allem → Dinge., Praxissysteme sind insoweit verdinglichte Praxis.
Das Neue Triadische Denken geht von der weltanschaulichen Grundannahme aus, daß sich alle Komponenten des Kosmos, also auch die menschliche Praxis, in permanenter Bewegung, im Wandel befinden. Wo alles fließt, verschwimmen auch die Grenzen der Dinge, Räume und der Prozesse. Der Konsequenz hieraus, daß das Fest-Stellen von Dingen, die Erzeugung und der Erhalt von Stabilität dann unwahrscheinlich wird, und jedenfalls für die Menschen ein permanentes Problem darstellt, wird selten nachgegangen. Das NTD teilt die Grundannahme des Wandels und fragt, wie es dennoch zu Stabilität, Bewahren und einem Fest-stellen der Dinge kommen kann. Die Antwort liegt in Grenzziehungen und der Grenzgestaltung, die die Menschen in ihren unterschiedlichen Emergenzformen in ihrer Praxis vornehmen.
Dinge sind endlich, abgrenzt und von bestimmbarer Komplexität. Praxissysteme haben eine abgeschlossene Architektur. Sie sind bis auf weiteres fertig. Ihre Elemente, Ebenen und Beziehungen sind eingerichtet. Die Bestände sind den Praktikern bekannt. Sie wissen, was dazu gehört und was nicht, zumindest handeln sie danach. Das Wesen der systemischen Komposition ist, daß ihre Elemente, Beziehungen und Ebenen abzählbar endlich sind.
Systeme sind - wie alle Dinge - endliche Kompositionen aus endlichen Elementen, Ebenen und Beziehungen.
Es macht dann keinen Sinn, von 'Systemen' zu reden, ohne die Grenzen der Bestände an Elementen und Beziehungen und Ebenen anzugeben.
Gleiches gilt für die Prozesse. Der Ablauf der Praxis wird begrenzt, die Anzahl der relevanten Prozesse und Programme bestimmt.
Systeme als Ergebnis der Komplexitätsbewältigung durch die Praktiken
Die TriPrax kann Systeme auch als Ergebnis von → Komplexitätsbewältigung der Objekte in der Praxis durch die Praktiken verstehen.
Die Komplexitätsinduktion und -reduktion ist in der mittleren Phase - bis auf weiteres - abgeschlossen, der Erhalt der Komplexität - und damit des Systems - wird prämiert. Dies betrifft sowohl die Komponenten und deren Kompositionen als auch die Qualitäten und die Quantitäten der Dinge, Zeiten und Räume. Angestrebt wird - in der quantitativen Dimension - Endlichkeit und, wo möglich, Abzählbarkeit. Die drei interagierenden Kräfte der Komplexitätsbewältigungstriade befinden sich also im Ungleichgewicht zuungunsten der Komplexitätsinduktion. Komplexitätserhalt ist ein permanentes Problem jedes Systems; oder anders: Wenn Komplexitätserhalt zur prämierten Aufgabe der Praxis wird, entstehen Systeme.
Systeme können in allen drei Räumen der Praktiken emergieren. Im Denkraum der Triadiker erscheinen Systeme als Spezialfall von Triaden, nämlich als solche, deren Faktoren Dimensionen (System 3D) sind. Alle konstitutiven Bedingungen für triadische Modelle gelten auch für die Systeme im Denkraum.