Axiomatik




Absolute Modelle

Absolute Modelle über die Eigenschaften der Welt

Die weltanschaulichen → Grundannahmen über die Eigenschaften der Welt werden in der Triadischen Philosophie zu Triaden mit absoluter Geltung spezifiziert.

  • Der Wandel erscheint als ► triadischer Transformationsprozeß,
  • die Mannigfaltigkeit als ► triadische Komplexität,
  • der Verbindungsreichtum als ► triadischer Nexus.
    Diese absoluten Triaden können dann in der Epistemologie und Praxeologie in falsifizierbare Annahmen und Modelle übersetzt werden.

Die Faktoren der Triade der Grundannahmen der Triadischen Philosophie: Wandel, Mannigfaltigkeit und Verbindungsreichtum bedingen sich wechselseitig. Der Wandel ist mannigfaltig und verbindungsreich. Der Verbindungsreichtum unterliegt dem Wandel und der Wandel ist Teil der Mannigfaltigkeit und erzeugt sie. Deshalb lassen sich die Triadischen Modelle über die drei Grundannahmen immer wechselseitig zur Beschreibung nutzen, Wandelprozesse erscheinen als komplex und als Nexus.

I. Wandel, Verwandlung und Transformation

Das triadische Verständnis von Wandel

Wandel ist, wie die Mannigfaltigkeit und der Verbindungsreichtum, eine Eigenschaft der Welt, über die die Triadische Philosophie, auch der philosophierenden Alltagsmenschen, Annahmen macht. Diese sind letztlich Glaubenssätze, Vorstellungen, die man nicht beweisen sondern nur glauben kann.
Wandel ist eine Eigenschaft der Welt, eine Tatsache, kein Modell.
Bei den Grundannahmen über Wandel können TriPrax und NTD nicht stehen bleiben. So wie sie die Mannigfaltigkeit in ein Modell der Komplexität und den Verbindungsreichtum in einen Nexus transformieren, so wird auch der Wandel in ein absolutes Modell der Transformation überführt. Mit diesem Modell arbeiten die Praxeologie und die triadische Erkenntnistheorie. Wie jedes wissenschaftliche Modell basiert es auf Daten, will verstanden und nicht bloß geglaubt werden. Es hat eine Forschungsgeschichte und läßt sich im Kosmos empirisch überprüfen.

Der Wandel ist ein dynamisches Phänomen und unterscheidet sich insoweit von der Mannigfaltigkeit und dem Verbindungsreichtum, die Zustände charakterisieren. Seine Eigenschaft ist die Erzeugung von Prozessen. Das Modell des Wandels wird deshalb immer auch ein Modell von Prozessen sein müssen.

Die konstitutive Eigenschaft des Wandels ist es, Teile des Kosmos und der Vorstellungswelt zu verwandeln – und damit auch diese beiden Sphären insgesamt. Der Wandel verwandelt und erzeugt Verwandlungen. Er verwandelt auch die Verwandlungsprozesse.
In der Triadischen Welt brauchen wir nicht nur ein Modell über die Eigenschaften des Wandels im Kosmos und in der Vorstellungswelt, sondern auch Modelle über das Verwandeln, Programme, wie mit Verwandlungen in der Praxis umzugehen sind. (Das geschieht im Punkt Programme)

So wie das Modell der Komplexität durch das Programm der Komplexitätsbewältigung und das Modell des Nexus durch Programme des Relationierens/der Verbundgestaltung ergänzt werden, so treten neben das Modell der Verwandlung Programme des Verwandelns/Transformierens in der Praxis.

Erst die Programme machen die Modelle für die Praktiker anwendungsreif. Wie auch bei den anderen absoluten Programmen können mehrere Arten von Verwandlungsprozessen unterschieden werden, eine solche, die hinter dem Rücken der Menschen in der Praxis unvermeidlich abläuft und eine solche, die Ziel der Praktiker und Funktion des Praxissystems ist.
Bei Transformationsprozessen, die von den Menschen planmäßig in einer Praxis gestaltet werden, spricht die TriPrax von Transformationsaktivitäten. Die Praxis hat dann ein Verwandeln zum bekundeten Ziel. Schließlich gibt es noch die erkenntnistheoretische Perspektive auf den Wandelprozeß.

Die TriPhil, das NTD und die TriPrax unterscheiden demnach zwischen:

  1. dem Wandel als einer Eigenschaft der Welt, die auch ohne die Menschen permanent abläuft. Hierüber gibt es Grundannahmen der Triadischen Kosmologie.

  2. den Verwandlungsprozessen (Verwandeln) und deren Ergebnissen(Verwandlungen) im Kosmos und in der Vorstellungswelt, die unvermeidlich stattfinden, die von den Menschen unbemerkt und außerhalb der Praxis ablaufen, aber im Prinzip bemerkt und gestaltet werden können. Hierüber gibt es Grundannahmen der Triadischen Kosmologischen Praxeologie. Es gilt das Absolute Modell der (Ver-)Wandeltriade mit den Eigenschaften: revolutionär/disruptiv, reformierend, bewahrend sowie das Absolute Programm des Verwandelns mit den drei Prozessen Revolutionen, Reformieren, Konservieren/Reproduzieren.
    Genaugenommen müßte es Verwandeltriade heißen, aber da die Bezeichnung 'Wandeltriade' seit Jahrzehnten zur Beschreibung eben dieses Modells benutzt wird, soll es dabei bleiben.
    Das ist ein Absolutes Programm bzw. Modelle, Metamodelle, d.h. es gilt für alle Komponenten der Praxeologie und kann nur modifiziert werden.

    Es gibt Typen des Verwandelns.

    • 2.1. Verwandlungen, die ohne eine menschliche Praxis ablaufen, Lebewesen betreffen und zirkuläre Prozesse prämieren, heißen Metamorphosen.

    • 2.2. dem beabsichtigten und geplanten Verwandeln der Objekte in einer Praxis, deren Ziel bestimmte Verwandlungen sind, heißt → Transformieren. Hierfür gibt es Programme der Systemischen Praxeologie.
      Jede Praxis ist – unvermeidlich - ein unaufhörlicher Verwandlungsprozeß, sie kann als zielgerichtete Transformationspraxis gestaltet werden. Das Verwandeln wird geschieht dann durch Transformationsaktivitäten bzw. durch – klassifizierende – Transformationspraktiken.
      Es gilt die Verwandel- oder Transformationstriade: Umwandeln/Revolutionieren, Abwandeln/Reformieren, Wandel Stabilisieren/Reproduzieren.
      Wandel und das Verwandeln sind das Produkt der Interaktion aus den drei Prozeßtypen Reformieren, Revolutionieren, Stabilisieren.

  3. dem Bemerken und Modellieren von Verwandlungsprozessen durch die Menschen in der Praxis. Das ist eine genuine Aufgabe der Triadischen Epistemologie und des Neuen Triadischen Denkens (NTD).
    Dazu mehr unter NTD

    1. Philosophische Grundannahmen über den Wandel der Welt

    Die Welt - mit den drei Sphären Universum, Kosmos und Vorstellungswelt - ist im Fluß, sie wandelt sich.
    Wandel ist eine Eigenschaft der Triadischen Welt und ihrer Teile.
    Ob sich die Sphäre des Universums wandelt, oder - wie es der christliche Glaube annimmt - von Ewigkeit zu Ewigkeit gleich bleibt, mag der Triadiker nicht entscheiden. Ob der Wandel im Universum zielgerichtet und endlich ist, die Menschen können es nicht wissen. In der Vorstellungswelt jedenfalls gibt es Wandel, im Kosmos ebenfalls. Insofern die TriWelt auch diese beiden unruhigen Sphären umschließt, kann man auch von einem Wandel der Welt insgesamt sprechen.
    Der Wandel in der TriWelt ist total.
    Er erfaßt auch die Menschen und ihre Praxis.
    In den Psalmen lesen wir: "Denn des Menschen Geist muß davon, und er muß wieder zur Erde werden." (Psalm 146, Vers 4) Vor diesem Wandel - auch des Menschen- gibt es letztlich kein Entrinnen. Er ist ein Faktum, dem sich jede Philosophie, Praxeologie und Erkenntnistheorie zu stellen hat. Die Frage ist nur, wie die Tatsache modelliert wird.

Der Wandel in der TriWelt ist permanent. Er findet immer statt, er gibt ihr eine dynamische Dimension, einen zeitlichen Parameter. Ohne Wandel, keine Zeit.

Diese Überzeugung hat in vielen Kulturen seit alters her Anhänger gefunden, mit unterschiedlichen Betonungen. Heraklits panta rhei fokussiert die Unzerstörbarkeit des Wandel in Form der Bewegung ('wandern'), andere betonen die Unzerstörbarkeit von Materie und Energie.

Der Wandel findet überall statt und geht in alle Richtungen. Er gibt den Räumen des Kosmos und der Vorstellungswelt eine dynamische Dimension.

Der Wandel findet überall statt und geht in alle Richtungen. Er gibt den Räumen des Kosmos und der Vorstellungswelt eine dynamische Dimension.
Ein vollständiger Stop des Wandelns der Dinge, Prozesse und Räume der Welt, auch z.B. des Klimas, ist für den Triadiker eine apokalyptische Vorstellung: der Stillstand der Welt, das Ende der Evolution, der jüngste Tag.

Den Wandel gibt es nicht im Singular.
Der Wandel erfaßt nicht nur alle Teile der TriWelt, er verbindet sie auch untereinander zu einem mannigfaltigen Gefüge. Die Fügung erzeugt den Weltwandel.
Der Wandel eines Teils kann zum Katalysator des Wandels von anderen Teilen und damit auch von den Beziehungen zwischen ihnen werden. So wandelt sich der Wandel selbst, autokatalytisch.

Der Wandel erzeugt sich selbst.
Er ist Erzeuger und Erzeugnis, Subjekte (besser: Katalysator) und Objekt.

Früher ist das Phänomen bei der Frage nach der Schöpfung des Schöpfergotts aufgefallen. Mittlerweise gibt es in der Biochemie und andernorts eine Vielzahl von Erklärungsversuchen zur Autokatalyse bzw. Autopoiesis von Nervensystemen und biochemischen Prozessen des Wandels/der Transformation(!) von Nucleinsäuren und Proteinen, zu Rekursionen in Kommunikationssystemen - und natürlich auch von Institutionen, die kaum mehr leisten als die Selbstreproduktion. Wenn man von der Unendlichkeit des Universums ausgeht, verbietet sich die Beschreibung dieser Eigenschaft als Autopoiesis (im Sinne von Maturana 1982 8S.141f, 158f, 184 f, 280ff und H.R. Maturana/Fr. J. Varela 1987 oder N. Luhmann), weil hier keine Grenzen und damit kein System vorliegen. 'Autokatalytische Netzwerke' (Roger Häußling) treffen es eher.

Der Wandel als Ursache – oder Schöpfer – seiner selbst, als ewiges re-entry, ist für das menschliche Bewußtsein vermutlich ebensowenig zu verstehen, wie die Unendlichkeit. Es bleibt bei vagen Bildern, rationale Konstruktionen verwirren hier den Verstand.

An Ende scheint die Autopoiesis ein Phänomen zu bleiben, welches sich bei jeder Erklärung so verwandelt(!), daß sein Kern unfaßbar bleibt. "Humberto Maturana erzählte hierzu gern, daß er selbst um 1960 beim Herangehen an die Folgen der grundsätzlichen Rekursivität (Rückbezüglichkeit) allen Erkennens derart den Bode unter den Füßen verlor, daß er an der Normalität seines Geistes gezweifelt hat." (Vorwort zu Maturana/Varela von K. Ludewig, S.12)

Den Grund für dieses Versagen des Verstandes sah Gregory Bateson (1983, S. 203, 572) darin, daß das menschliche Bewußtsein die Angewohnheit hat, aus Kreisläufen Kreisbögen, eher sogar Sekanten oder Tangenten zu machen. Es linearisiert und versucht, endliche Größen zu finden. Es sucht Prozesse, die einen Anfang und ein Ziel haben – und das ist vernünftig, weil jede konkrete Praxis endlich wird, wenn sie erfolgreich ist.

Das ist die Normalität des Denkens, die möglicherweise erst durch die Rekursivität des Nervensystems wirklich wird.

2. Modelle über die Verwandlungen im Kosmos und der Vorstellungswelt

Unterschiede zwischen Wandel und Verwandlungen

Sobald der Wandel von Praktikern bemerkt und zum Objekt der Praxis wird, beginnt seine Transformation in Verwandlungen und das Verwandeln.
Wir verlassen damit die philosophisch-weltanschauliche Ebene und kommen zur praxeologischen Sicht und zur Modellierung des Wandels.
Während der Wandel permanent, ist und alle Dinge, Prozesse und Räume beeinflußt, haben die Verwandlungen für die Menschen immer bestimmte Objekte, eine klare Richtung und begrenzte Dauer. Sie sind nicht selbstreferentiell sondern haben einen identifizierbaren Katalysator. Für die Praxeologie ist natürlich der menschliche Katalysator, das menschliche Subjekt am wichtigsten. In den Naturwissenschaften ist das anders.

Erfahrungsgemäß ist der Sinn der Unterscheidung zwischen dem Begriff, den wir im Alltag mit 'Wandel' bezeichnen und dem Begriff, den wir mit 'Verwandlung' oder 'Verwandeln'bezeichnen, nicht gleich einsichtig - obwohl die Sprache sehr wohl unterscheidet und die Worte dafür zur Verfügung stellt.
Wenn Jonas Kaufmann in einem Interview sagt "Der Wandel der Stimme ist unvermeidlich", so nehmen wir dies als Tatsache. Wenige werden schon hier widersprechen. Wollen wir Genaueres wissen, so können wir fragen "Was verwandelt sich an der Stimme, wie, warum o.ä.? Die Antwort wird eine Facette und/oder Eigenschaft der Stimme als Objekt und eine Richtung, in der dieses sich verwandelt, angeben.

Unterschiede zwischen Wandel und Verwandlungen

Wandel Verwandeln
Zeit, Prozesse permanent, andauernd begrenzte Dauer
Richtung, Beziehung alle Richtungen, überall eindeutige Richtung
Dinge alle Dinge, total bestimmte Dinge

Jede Konkretisierung eines Wandels in einer Praxis - z.B. in einem Interview - fördert Verwandlungen zutage. Aus praxeologischer Sicht ist die Konkretisierung erst dann vollständig, wenn Subjekte/Triebkräfte des Verwandelns, das Objekt, welches verwandelt wird und die Richtung der Verwandlungsprozesse angegeben wird.

Die Unterscheidung zwischen der weltanschaulich-philosophischen unbeweisbaren Vorstellung des Wandels und den falsifizierbaren Prozeßmodellen des Verwandelns in den praxeologischen Disziplinen ist in älteren Arbeiten von mir und K. Rappe-Giesecke und auch in früheren Versionen der Webseite nicht so klar. Erschwert wird sie auch dadurch, daß sich die Rede von der 'Wandeltriade' - statt von der 'Verwandeltriade' - eingebürgert hat. Gemeint war immer schon das Modell der dreifaltigen Verwandlung.

Verwandlungen als Ergebnisse des Verwandelns

Das Produkt des Verwandelns sind Verwandlungen.
Wer von 'Verwandlungen' redet, sollte mindestens zwei Zustände von einem Objekt verglichen haben. Verwandlungen erfordern obligatorischen, daß zwei Zustände von Objekten benannt und miteinander verknüpft werden. Ein Agens und zwei Patiens.
'Verwandlung' kann im Alltag vom Muttersprachler sowohl als Prozeß als auch als Produkt verstanden werden. Die TriPrax unterscheidet zwischen dem Verwandeln als Prozeß und den 'Verwandlungen' als Produkt.

Verwandlungen sind das Produkt des Verwandelns

  • von Zuständen von Objekten
  • von Beziehungen im Raum
  • Zuständen von Dingen
  • Prozessen und Ereignissen
    durch einen Katalysator.

Der Katalysator /Agens kann sich auch selbst verändern.
Subjekte und Objekte des Verwandelns können belebt, unbelebt oder Menschen sein.
Wer von 'Verwandlungen' redet, sollte wissen, wer etwas verwandelt, mindestens.

Verwandlungen haben einen Anfang, der als Ursache, Katalysator oder anders verstanden werden kann. Verwandlungen haben ein Ergebnis. Dieses kann als Ziel des Verwandlungsprozesses interpretiert werden. Wir haben dann ein Verwandelns als zielgerichteten Prozeß - oder als → Beziehung mit einer definierten → Richtung.

Verwandlungen sind, insofern sie Erzeugnisse der gestaltenden oder erkennenden Praxis sind, verstehbar und voraussagbar.

Das ist der der Kern der Kantschen Argumentation in der Fortschrittsabhandlung: Der Mensch kann voraussagen, was er selbst schafft oder schon erschaffen hat.

Wandelprozesse erscheinen den Menschen in ihrer Praxis als Verwandlungen oder als Verwandeln und das Verwandeln meist – leider nur - als Verändern von etwas in etwas anderem, als eine einzige zielgerichtete Aktivität.
Das triadische Denken sieht auch im Verwandeln ein Geflecht von Aktivitäten und modelliert dieses konsequent praxeologisch. Immer gibt es viele Aktivitäten, die sich fördern oder behindern, die in die eine oder andere Richtung gehen und sich auf verschiedene Objekte richten. Verwandlungen sind das Produkt vieler Aktivitäten und Arten von Aktivitäten.

Verwandlungen in den Sphären de Welt

Wandel und Verwandlungen im → Universum bleiben Geheimnis, können nicht modelliert werden.
Der → Kosmos verwandelt sich unaufhörlich, auch ohne Beteiligung der Menschen und ihrer Praxis. Er kennt viele Subjekte/Katalysatoren und Objekte.
Alle Teile befinden sich in einem Verwandelprozeß, verwandeln sich selbst und werden von anderen Komponenten des Kosmos und der Vorstellungswelt verwandelt. Die Verwandlungen als dynamische Eigenschaften der Welt werden rational faßbar und dann auch beeinflußbar, wenn sie als komplexer Prozeß von Teilen ('Teilchen') im Kosmos und der → Vorstellungswelt modelliert wird.

Wandelprozesse und Stillstand in der Vorstellungswelt

Der Wandel im Kosmos erscheint den Menschen in ihrer Vorstellungswelt als ein Gefüge, ein Konglomerat von Verwandlungsprozessen. Diese Prozesse können nach verschiedenen Kriterien geordnet werden. In diesem Abstraktionsprozeß entstehen in der Vorstellung der Menschen Zeiten, genauer Zeitvorstellungen. Die Zeitvorstellungen können unterschiedlich reflektiert, modelliert und normiert werden.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Wandel in der Vorstellungswelt zu, wenn diese Phantasien über das Universum entwickelt. Nach christlichem Glaube zeichnet sich das Göttliche gerade dadurch aus, daß es ewig ist. Vom Anbeginn aller Tage bis zum Ende verwandelt sich Gott - und auch Gottvater, Sohn und Heiliger Geist - nicht. Die Schöpfung ist perfekt und abschließend. Das Heilige ist vom Wandel ausgenommen, und gerade durch die Abwesenheit des Wandels tut sich die Differenz zum menschlichen Kosmos auf. Aber klar, die Vorstellungen der Christen über das Heilige wandeln sich auch. Das ist dann ein Wandel in der Vorstellungswelt.

Es ist vermutlich so, daß in der Vorstellungswelt ein 'heilig' oder anders genannter Raum vonnöten ist, von dem angenommen wird, daß er sich nicht wandelt. (Bateson/Bateson: Wo Engel zögern, 1993, 120 ff)
In der Vorstellungswelt gilt der Absolutheitsanspruch des Wandels nicht.


Mit dem alternativen Zeitkonzept in dem Teil der individuellen Vorstellungswelt, die man seit Freud das Unbewußte nennt und mit den Mythen der sozialen Vorstellungwelt ('Totem und Tabu'), die ebenfalls eine bemerkenswerte Beständigkeit haben, an deren Wurzelendungen man jedenfalls noch nicht gelangt ist, lohnt sich eine triadische Beschäftigung.

Ebenso alt wie die Annahme der Dauerhaftigkeit des Wandels scheint also das Bedürfnis zu sein, die Metamorphosen der menschlichen Lebewesen zu durchbrechen, Transformationen zum Stillstand zu bringen - oder doch zumindest kontrolliert ablaufen zu lassen. Die Sehnsucht, der Wiedergeburt endlich zu entrinnen, beherrscht die gläubigen Buddhisten. Das Durchbrechen von Wiederholungszwängen ist das Ziel vieler therapeutischer Schulen.
Es gibt Wandelprozesse im Kosmos, an dem die Menschen im wesentlichen als Wahrnehmende beteiligt sind, über den Daten erhoben und Vorstellungen entwickelt werden können. Das führt in jedem Fall zu einem Wandel in der Vorstellungswelt.
Wenn in der Folge vom Wandel des Kosmos gesprochen wird, dann ist damit meist auch der 'Wandel der Vorstellungswelt' mitgemeint – mit dem eingeschränkten Absolutheitsanspuch.

Die Modellierung der Verwandlungen: Submodelle

Es gibt viele Möglichkeiten die Phänomene des Wandels und der Verwandlungen zu modellieren und sie damit zu Element einer wissenschaftlichen Disziplin oder auch einer systematischen (triadischen) Philosophie zu machen.
Die Übersetzung der vagen Vorstellungen über den Wandel in das absolute Modell der Verwandlungen der TriPhil nutzt vor allem die folgenden Submodelle:

  • Prozeßmodelle,
  • Modelle über die Prozeßtypen und deren Verbindungen.

Wandelprozesse sind immer auch ein Gefüge von Teilen, ein → Nexus.

  • Modelle über die → Aktivität 'Verwandeln' und deren Klassifizierung zu → Praktiken,

  • Modelle zur Erfassung der Komplexität des Wandelprozesses
    Da alle drei Bestimmungsfaktoren komplex sind, kommt auch die Komplexitätstriade zum Zuge. Es gilt die Absolute Komplexitätstriade, nach der Qualitäten, Quantitäten und Komposition zu unterscheiden sind. Die Qualität der Wandelprozesse ist das Verwandeln, quantitativ sind viele artgleiche und artverschiedene Prozesse anzunehmen, die untereinander – triadisch – komponiert werden.

Wandel als Prozeß

Der Wandel (sing.) im Kosmos und in der Vorstellungswelt wird vom Triadiker im ersten Schritt in ein Konglomerat von Prozessen (Pl.) übersetzt, die Objekte initiiert durch Subjekte verwandeln. Es entstehen Verwandelprozesse.
Die Faktoren der Triade, die die Verwandlungen bewirken und erklären sollen, sind dann Prozesse oder Prozeßarten.

Aus Gewohnheit und zur gefälligeren Wortbildung wird anstatt von 'Verwandel(ungs)prozessen' meist nur vom 'Wandel' oder von 'Wandelprozessen' geschrieben.

Der unendliche und ewige Wandel wird zu einem Datum, welches als Ereignis in ein Prozeßmodell eingebaut wird. Der Wandel wird in der Vorstellungswelt und im Kosmos zum Wandelprozeß. Es gelten die → Prozeßmodelle .
Entsprechend der Prozeßtypentriade kann der Wandel als Linear-, als Parallel- und Zirkulärprozeß verstanden werden.
Wir haben dann:

  • Verwandeln als linearer Prozeß →Transformieren
  • Wandel als Gefüge paralleler Prozesse
  • Wandel als zirkulärer Prozeß (Umwandlungsprozeß/Metamorphose).

Die Wandeltriade als konstitutives Modell paralleler Prozesse

Die Typen lassen sich weiter präzisieren. Wichtig ist z.B. die Annahme des Dreiphasenmodells bei Linearprozessen, also in der einfachsten Form Anfang/Vorphase, Mitte/Durchführung, Abschluß.
Ohne Prozeßmodelle ist der Wandel weder zu verstehen noch zu gestalten.
Jeder Wandelprozeß verwandelt Teile der Welt.

Verwandlungsprozesse sind – wie alle Prozesse - komplex. Man kann Quantitäten, Qualitäten und Kompositionen unterscheiden und entsprechend Typen bilden.
Immer bestehen Wandelprozesse aus einer Vielzahl (Quantität) von Teilprozessen, die parallel laufen.
Immer finden Verwandlungen statt. (Qualität)
Immer haben die Prozesse eine Komposition. D.h., es gibt auch artverschiedene Prozesse, zwischen denen hierarchische Beziehungen entstehen können.
Für das NTD und die TriPrax ist konstitutiv, drei Prozeßarten zu identifizieren, aus deren Interaktion der Wandel entsteht.

Verwandlungen als Prozeßkonglomerat

Der Kosmos als Gefüge, seine Verbindungen und Teilen unterliegen unabweisbar einem Wandel. Er erfaßt nicht alle Teile des Kosmos gleichmäßig.
Der Wandel im Kosmos und der Vorstellungswelt tritt nicht einzeln sondern immer nur als Gefüge von Prozessen auf. Dieses Gefüge läßt sich als Spezialfall eines Nexus als Konglomerat beschreiben.
Es gelten die triadischen Modelle über die Gefüge und den Verbindungsreichtum, den Nexus.
Wenn man betonen will, daß nicht nur viele Wandelprozesse (Quantität!) eine Verbindung eingehen, sondern daß auch artverschiedene Wandelprozesse (Qualitäten) sich verbinden, und erst so Wandlungen erzeugen, kann man von Konglomeraten sprechen.

Wandelprozesse sind Konglomerate.
Konglomerate sind im Prinzip endlich, und damit eine besondere Form eines Verbindungsgefüges. Ein Nexus kann sowohl endlich, z.B. in Form eines Systems als auch ein unendliches Netzwerk sein.
Wandelprozesse sind die Resultante von mehreren, auch gegenläufigen Prozessen und Prozeßarten.
Es gibt abrupten Wandel in manchen Komponenten, aber ebenso kontinuierliches und immer gleiches Werden und Vergehen in anderen Bereichen. Konkurrierende Prozesse können sich wechselseitig blockieren und so partiellen Stillstand und Stabilität erzeugen.
Der Wandel der Dinge des Kosmos hat, im Gegensatz zu Annahmen von Entwicklungs- und Schöpfungsmodelle, keine klare Richtung, kein Ziel und kein Ende. Er geht nicht nur in eine Richtung und besitzt auch keine gleichmäßige Geschwindigkeit.

Als Elemente der Komposition tauchen die unterschiedlichsten Prozesse auf, die zu Klassen geordnet werden. Sie stehen untereinander in Beziehungen. Wie alle bei anderen Prozessen gibt es Nebenordnungen und Über- und Unterordnungen. Die Ebenen werden durch das Emergenzniveau erzeugt, die verwandelt werden. Wandel ist insoweit ein dreidimensionales räumliches Geschehen. Er besitzt eine Architektur. Er sollte deshalb auch mit einem dreidimensionalen Modell erfaßt werden. Dies ist bei der abstrakten Wandeltriade, die das NTD vorschlägt, der Fall.

Der Wandel wird in der triadischen Weltanschauung zu einem Produkt aus qualitativ verschiedenen Wandelprozessen.
Wandel ist damit als Prozeßkonglomerat operationalisiert, in ein absolutes Modell der TriPhil gefaßt, aus dem sich weitere Modelle für die Triadische Praxeologie und das NTD und deren Disziplinen ableiten lassen. Vor allem muß die Vielzahl und die qualitative Vielfalt der Prozesse, deren Komposition erst einen beliebigen Wandlungsprozeß erzeugt, so weit reduziert werden, daß sich Handlungsmöglichkeiten für den Menschen in der Praxis ergeben.

Wandelprozessen als Produkt artverschiedener Prozessen

Die Annahme von artverschiedenen Wandelprozessen ist konstitutiv für den philosophischen triadischen Ansatz. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit und Notwendigkeit, nach drei Klassen von Prozessen zu suchen, die dann die Faktoren der Wandelprozeßtriade bilden.
Menschen haben seit je her versucht, den Wandel und die Verwandlungsprozesse zu verstehen und zu klassifizieren. Welche Typen von Prozessen machen den Wandel aus? Welche Komponenten sind also konstitutiv für den Wandel und müssen dann auch bei den vielfältigen Formen der Verwandlungsprozesse berücksichtigt werden?
Neben Weltanschauungen, die Prozesse und Veränderungen prämieren, existieren auch solche, die die Stabilität der Dinge, Prozesse des Wiederholens, des ‚Immer Gleichen‘, das Beharren auf gleichen Bewegungen usf. fokussieren. Wenn sich beide Anschauungen jahretausendelang in vielen Kulturen halten, muß schon etwas dran sein. Die TriPhil zieht daraus die Schlußfolgerung, daß es sowohl Energie und daraus gespeiste Prozesse gibt, die den Kosmos und seine Elemente stabilisieren als auch solche, die radikale Veränderungen, revolutionäre Transformationen in Gang setzten.
Wandel kann demnach nicht mit Veränderung gleichgesetzt werden. Aber Veränderung ist immer eine Komponente des Wandels.

Das NTD schlägt deshalb vor, den Wandel als Oberbegriff für Typen sowohl stabilisierender als auch dynamischer Prozesse zu nutzen. Aber damit nicht genug: Empirischen Analysen von Wandlungsprozessen haben schnell gezeigt, daß sich der Wandel nicht auf die beiden erwähnten Prozeßtypen, Verändern und Stabilisieren, reduzieren läßt. Zumindest dann, wenn es um das Verwandeln der Dinge und Prozesse in der Praxis geht, ist der Begriff des Veränderns und/oder des Fließens zu ungenau. Es gibt unterschiedliche Typen von Veränderungsprozessen - die selbst natürlich auch wieder als Resultante unterschiedlicher Prozesse zu verstehen und zu behandeln sind. Zu unterscheiden sind vor allem quantitative, reformierende Veränderungsprozesse und solche, die das Ergebnis von sowohl destruktiven als auch innovativen Prozessen sind. Letztere kann man als qualitative Veränderungsprozesse begreifen, weil hier Ebenen, Emergenzniveaus, Stufen des Seins, eben Neues, eine Rolle spielen.

Es ist nicht zufällig, daß sich im politischen Leben, in der gesellschaftlichen Praxis immer wieder die drei Typen revolutionäre, konservative und reformerische Kräfte und entsprechen Prozesse und Parteiungen finden lassen. Menschen können sich schlagartig wandeln, sich allmählich verändern oder ihre Entwicklung nähert sich einem Stillstand an. Alle lebendigen Dinge werden einerseits geboren und sterben - und verändern sich andererseits im Laufe ihres Lebens. Das sind zwei unterschiedliche Typen von Veränderungsprozessen.
Philosophiegeschichtlich haben diese Beobachtungen zur Unterscheidung von quantitativen und qualitativen Veränderungen - und ihren Beziehungen als dem ‚Umschlag von quantitativen in qualitativen Veränderungen‘ geführt. Letztlich erhält diese Unterscheidung nur Sinn, wenn man Typen von Qualitäten definiert, sodaß man Übergänge zwischen Qualitätstypen feststellen kann. Das setzt klarerweise eine Klassifikation voraus. Ob der Triadiker einen Wandel mehr als quantitative, reformierende oder stärker als qualitative, revolutionäre Veränderung bezeichnet, hängt von der Typologie der Emergenzformen der Dinge ab, die er anlegt.
Binäre Denker werden versuchen, einen Faktor der Triade zu eliminieren, beispielsweise indem sie das Reformieren als eine langsame Revolution erklären - um damit den dritten Faktor auszulöschen.

Der Wandel kann vernichten, er kann auch Neues schafften. Immer gibt es auch die Möglichkeit, radikale Veränderungen wie das Entstehen neuer Krankheiten, das Aussterben von Schmetterlingen oder Orchideen als Transformationsvorgang zu verstehen. Es ist gerade ein Merkmal des triadischen Verständnisses von Wandel, daß es sowohl Beharren, als auch radikale Innovation, Geburten und Sterben als auch beharrliche Transformationen sowie die Interaktion dieser Bewegungen modellieren kann und soll.

Die Absolute Wandelprozeßtriade

Die abstrakte philosophische und ideengeschichtliche Analyse hat zu drei Prozeßtypen geführt, aus denen sich die Komplexität des Wandels erklären läßt. Das Metamodell, welches es sowohl ermöglicht, die quantitativen und qualitativen Typen von Veränderungen als auch die bis zur Zeitlosigkeit reichende Beständigkeit von Dingen der Welt zu erfassen, ist die Wandeltriade.
Die Triadische Weltanschauung führt die Mannigfaltigkeit des Wandels auf die Interaktion dreier Prozeßtypen zurück. Die Prozeßtypen werden als Faktoren einer Triade aufgefaßt.
Es gibt revolutionäre disruptive, reproduzierende und reformierende Wandelprozesse.
Wandel

Prozeßarten als Faktoren der Wandeltriaden

• Revolutionäre Prozesse enthalten immer Innovation und Zerstören, sie substituieren Phänomene, ersetzen die einen Elemente durch bislang nicht in die Praxis einbezogene andere. Sie prämieren die Veränderung der Komposition der Objekte durch Einziehen neuer Ebene und der Eröffnung neuer Beziehungen zuungunsten vorhandener. Sie sind disruptiv und schaffen Diskontinuitäten.
• Das Bewahren/Stabilisieren kann man sich angelehnt an das kybernetische Paradigma u.a. als Oszillieren um einen Sollwert vorstellen. Daneben sind in anderen Kontexten gerade das Ausschalten von Bewegung, das Petrifizieren von Prozessen und Elementen konstitutiv. Ziel ist die Erhaltung der Qualitäten, die Reproduktion von vorhandenen Zuständen oder Bewegungen..
Wenn das Bewahren bei der Gestaltung des Wandels prämiert wird, erzeugen wir in der Praxis Stabilität.
• Reformieren kann als Mehr oder Weniger vom Selben, als Steigern und Vermindern, als Beschleunigen oder Verlangsamen, als Wachsen oder Verkümmern vor sich gehen. Quantitative Aspekte werden prämiert. Es geht um das Verbessern – oder Verschlechtern – von Vorhandenem.
• Immer kommt es auf die Unterscheidung zwischen abrupten, diskontinuierlichen (revolutionären) Prozessen einerseits, bewahrenden, oft kreisförmig geschlossenen und Stabilität erzeugenden und erhaltenden Prozessen andererseits und gleichmäßig beschleunigten, nur modifizierenden (reformierenden) Prozessen dritterseits an. Aber immer wirken die drei Prozeßtypen zusammen. Der Wandel ist das emergente Produkt der Interaktion der Prozeßtypen. Immer wird ein Typ prämiert, aber niemals kommt es zu vollständigen Verschwinden der anderen.

Passend allgemeine sprachliche Bezeichnungen für die Faktoren der Wandeltriade zu finden, ist schwierig, vermutlich schwieriger als die Begriffsbildung. Deshalb ist ein Hinauszögern der Bezeichnung, bis die Grundidee, das Modell, einigermaßen plausibel hervortritt, angebracht. Die Formulierung, die sich auf Dauer durchgesetzt hat, lautet wie folgt:
Wandel ist das Produkt der Interaktion aus den drei Prozeßtypen Reformieren, Revolutionieren, Bewahren.

Absolute Wandeltriade
Die Trias der Wandelprozesse erzeugt das Objekt 'Wandel' durch Prozesse. Auch der Wandel wird damit zu einem – komplexen - Prozeß.
Ob wir das Modell Wandeltriade oder Wandelprozeßtriade nennen, hängt deshalb davon ab, ob wir das Objekt der Triade als zu erklärendes Phänomen, eben den Wandel, oder als erklärtes Objekt, eben dem Interaktionsprodukt aus drei Arten von Wandelprozessen, betrachten. Wenn es auf diese Unterscheidung nicht ankommt, werden die Bezeichnungen synonym verwendet.

Die Wandeltriade ist eine obligatorische, absolute Basistriade. Ohne sie ist triadisches Denken und triadische Praxis nicht möglich. Sie gehört zu den unverzichtbaren Bausteinen aller Abteilungen und Disziplinen der TriPhil, TriPrax und des NTD.
Sie beschreibt den Wandel der Dinge, Zeiten und Räume in Kosmos und Vorstellungswelt triadisch.

Insofern gibt es mindestens drei Orten, an denen sie systematisch einzuordnen und zu beschreiben ist: bei der Behandlung der Zeit, der Dinge und der Räume.

Je nach den Komponenten des Kosmos, die sich wandeln, wird man die Faktoren unterschiedlich verstehen, vor allem als Prozesse, als Energien, als Eigenschaften von Dingen, als Bewegungen und Phasen von Abläufen. Je nachdem wird man andere Bezeichnungen für die Begriffe wählen.
Dies ist die philosophische und theoretische Herleitung der Wandeltriade. Damit kann man sich nicht begnügen, wenn man einen wissenschaftlichen Anspruch erhebt. Hinzutreten muß dann eine empirisch-experimentelle, der Falsifikation zugängliche Begründung.

Alternative Modelle der Wandelprozesse: Die Fortschrittstrias von I. Kant

Die in der deutschsprachigen Philosophie vermutlich bekannteste Variante einer Wandeltriade findet sich in Immanuel Kants Abhandlung Ob das menschliche Geschlecht im beständigen Fortschreiten zum Besseren sei (Der Streit der Facultäten in drey Abschnitten. Königsberg 1798, In: Kant, Gesammelte Schriften, Hg. Königl. Preußische Akademie der Wissenschaften, Bd. VII, S. 79 -94). Sie hat eine Bewegung und zwar die moralische Entwicklung der Menschen zum Objekt. Es heißt dort: “Das menschliche Geschlecht ist entweder im kontinuierlichen Rückgange zum Ärgeren, oder im beständigen Fortgange zum Besseren in seiner moralischen Bestimmung, oder im ewigen Stillstande auf der jetzigen Stufe seines sittlichen Werts unter den Gliedern der Schöpfung (mit welchem die ewige Umdrehung im Kreise um denselben Punkt einerlei ist).“ (§3)
Rückgang, Fortgang und Stilstand sind als die Faktorenseiner Wandeltriade. Allerdings erläutert er die dritte Variante so, daß sie sich im Grunde auf eine Kombination der ersten und zweiten reduziert, weil
“... ein wahrer Stillstand im Moralischen nicht möglich ist, ein beständig wechselndes Steigen und ebenso öfteres und tiefes Zurückfallen (gleichsam ein ewiges Schwanken) nichts mehr austrägt, als ob das Subjekt auf derselben Stelle und im Stillstand geblieben wäre“. (Ebd.) In dieser Denkfigur unterscheidet sich Kant wenig von G.F.W. Hegel. Beide tendieren dazu, den 3. Faktor ihrer Trias als Ergebnis des Zusammenwirkens der beiden ersten zu verstehen, meist nach dem Schema: These - Antithese - Synthese - das mag Kant- und Hegelkennern jedenfalls als These zur Erwägung vorgelegt werden.
Andererseits ist es möglich, alle drei Faktoren selbst wieder als emergentes Produkte anderer Faktoren, die dann freilich auf anderer logischer Ebene liegen, zu verstehen. So läßt sich der ‚Stillstand‘ durchaus als emergentes Produkt widerstreitender Kräfte modellieren. Das NTD verfolgt diesen Weg, indem es Basistriaden zu Triadentrias ausbaut, die Faktoren der Basistriade also nochmals -triadisch - erklärt. Dieses hierarchische Modell nutzt Kant hier nicht. Er müßte den Faktor Stillstand zum emergenten Produkt einer anderen Triade machen.
Hinzu kommt, daß bei beiden, Kant und Hegel, oftmals die Bezeichnung des emergenten Produkts der 3 Faktoren vage bleibt. So auch hier: Die Trias wird mit dem Satz „Der Fälle, die eine Vorhersagung enthalten können, sind drei“ angekündigt. Weder ‚Fortschritt‘ noch ‚Vorhersage‘ eignen sich m.E. als Oberbegriff der drei Typen ‚Rückgang, Fortgang, Stillstand‘. Das Denken Kants verharrt hier bei der Trias und schreitet nicht zur systematischen Beschreibung des Objekts und zu dessen Beziehungen zu den Faktoren fort.
Das NTD spricht in diesen Fällen von unechten Triaden.

Verwandeln als Qualität der Wandelprozesse

Die Transformation von Wandel in Wandelprozesse kann für die Erkenntnistheorie und die Praxeologie – und wohl für alle Wissenschaften – nur ein erster Schritt sein. Der reicht für den Triadiker nicht. Er will wissen, was die besondere Qualität der Wandelprozesse und damit auch ihre Leistung für die Praxis ist.
Der ewig fließende Wandel als dynamische Eigenschaft der Welt wird im Kosmos zu einem Konglomerat von Wandelprozessen und diese können als Verwandlungsprozesse modelliert werden.
Die Menschen verwandeln Wandelprozesse in Verwandlungen von Zeiten, Räumen und Dingen.
Die besondere Qualität der Wandel- oder Verwandelprozesse ist es, zu verwandeln. Damit grenzen sie sich von anderen Prozessen ab.
Das Ziel des Verwandelns ist es, Zustände von angebbaren Objekten abzuwandeln, umzuwandeln oder vor Wandel zu bewahren. Das ist eine basale Formulierung der Verwandeltriade, die in vielen weiteren Varianten auftaucht.

Verwandeln ist Verändern, aber erschöpft sich nicht darin.
Verwandeln ist nicht gleich Verändern. Denn der Verwandlungsprozeß ist niemals total. Insofern scheitert das Verändern unweigerlich: Immer bleiben manche Qualitäten, Quantitäten oder/und Kompositionen erhalten. Veränderungen bleiben unvollständig. Deshalb muß es Prozesse geben, die dazu führen, daß Zustände während des Wandelprozesses bewahrt bleiben oder reproduziert werden.

Verwandlungen können nur festgestellt werden, wenn wir die Zustände von mindestens zwei Objekten vergleichen und dabei sowohl Veränderungen als auch Gemeinsamkeiten bemerken. Fehlen die Veränderungen gibt es keine Verwandlungen, fehlen die Gemeinsamkeiten haben wir verschiedene Objekte. Bewahrender Wandel sichert die Identität der Objekte.
Alle Verwandeln hat identifizierbare Subjekte und Objekte: Etwas verwandelt ein anderes Etwas oder sich selbst als ein Etwas in etwas anderes. Das Ergebnis des Verwandelns durch Subjekte sind Verwandlungen von Objekten.

Der Wandel als eine philosophische Grundannahme über die Welt bedarf ebensowenig wie die Mannigfaltigkeit und der Verbindungsreichtum eines Erzeugers, schon gar nicht der Menschen. Er erzeugt sich beständig selbst. Er ist da von Anbeginn der Zeit da und wird das Menschengeschlecht überleben. So jedenfalls die Vorstellung der TriWelt. Das Verwandeln demgegenüber braucht einen Schöpfer, einen Katalysator, ein Subjekt, ein Agens und es braucht nicht nur ein Objekt oder Patiens sondern mindestens deren zweie. Sonst kann die Zustandsveränderung nicht festgestellt werden; wir haben dann zwar eine Aktion, aber keine Verwandlung und folglich auch kein Verwandeln.
Sprachwissenschaftler würden bei 'verwandeln' von einem transitiven, also ein Akkusativobjekt forderndes Wort/Verb und bei 'Wandel' und 'wandeln' von einem intransitiven Wort/Verb sprechen, welches auch ohne Objekt auskommt.

Prozesse sind nur ein Faktor, Verwandlungen ein zweiter. Wenn diese Qualität des Wandels modelliert und prämiert wird, spricht man von Verwandlungsprozessen.


Die Bezeichnung 'Wandelprozesse' hat eine vage Bedeutung. Man bemerkt Veränderungen, aber es bleibt bei umgangssprachlichen Beschreibungen, es ist unklar, was sich wie verändert.
"Den Wandel der Stimme kann man nicht aufhalten." (Jonas Kaufmann, Hamburger Abendblatt, 5.5. 2023) Aber damit ist nicht mehr – aber auch nicht weniger - gesagt, als daß alle Dinge, darunter eben auch die Stimme, einem permanenten Wandel unterliegen. Bestenfalls sind noch Supplemente mögliche. "Die Stimmen wandeln sich in der Pubertät besonders schnell." Solche Allgemeinplätze bedürfen der Umformung in Verwandlungen, wenn es in den wissenschaftlichen Diskurs geht. Wird die Stimmer tiefer, brüchiger…?'
Wenn man wissen will, was sich wandelt, kommen zielgerichtete Aktivitäten ins Spiel und man spricht von 'Verwandeln'. "Hans hat sich von einem braven Lehrling in einen selbstbewußten Gesellen verwandelt." Diese Aussage läßt sich überprüfen.

Endlichkeit des Prozesses des Verwandelns

Prozesse haben eine Dauer, aber diese ist unbestimmt, sie kann unendlich ein. Entsprechend ist mit dem Modell von Wandelprozessen noch nicht gesagt, daß hier endliche Prozesse vorliegen. Im Gegensatz hierzu sind Verwandlungen grundsätzlich endlich.
Sobald menschliche, soziale oder kulturelle Praxis einsetzt, werden Strukturen und Systeme (Architekturen) geschaffen und dem Wandel damit Grenzen gesetzt. Er wird zu endlichen Prozessen verwandelt. Jede Praxis muß ihre Zeit einteilen, sie hat einen Anfang und Ende und ordnet ihren Ablauf. Sie betreibt - mehr oder weniger gut - Zeitmanagement.

Dieser permanenten Aufgabe steht nicht entgegen, daß stabile Strukturen nur phasenweise hergestellt und erhalten werden können.

Wer den Wandel mithilfe von Wandelprozeßmodellen versteht, hat noch kein Programm um zu Verwandeln.
Wie so oft im NTD geht es letztlich um eine Frage der Prämierung.
Prozeßtypen des Verwandelns
Gemäß der Prozeßtypentriade kann das Verwandeln als linearer, paralleler oder zirkuläre Prozeß beschrieben und gestaltet werden.
Als Linearprozeß hat das Verwandeln einen Anfang, eine Ablauf und ein Ende, ist also ein endlicher Prozeß.
Wenn z.B. nichtmenschliche Subjekte in einem zirkulären Prozeß nichtmenschliche Objekte verwandeln, so spricht man gemeinhin von 'Metamorphosen'.
Wenn Menschen als Praktiker Objekte in einem Linearprozeß verwandeln, spricht die TriPrax von 'Transformieren'.
Hier ist zu unterscheiden, ob das Verwandeln bekundetes Ziel der Praxis und des Menschen ist, oder ob das Verwandeln hinter dem Rücken der Praktiker abläuft. Letzteres ist am Ende unvermeidlich. Immer verwandelt die Praxis. Das Verwandeln kann aber auch das Ziel der Praxis sein.


Die DIN66201 behandelt alle Prozesse als Verwandelprozesse und unterscheidet diese nach den Emergenzformen der Dinge. Prozesse sind eine "Gesamtheit von aufeinander einwirkenden Vorgängen in einem System, durch die Materie, Energie oder Information umgeformt, transportiert oder gespeichert wird". Wir haben dann als Typen: Umformen, Transportieren, (anders) Speichern.

Subjekte des Verwandelns

Jedes Verwandeln hat einen Verwandler. Für diesen gibt es, je nach den Arten des Verwandelns unterschiedliche Bezeichnungen: Subjekt, Agens, Katalysator, Ursprung u.ä.

  • Menschen und Praxis als Subjekte des Verwandelns
    Wenn wir über Wandelprozesse im Kosmos – und erst recht in der Vorstellungswelt – reden, kommen der Mensch und seine Praxis ins Spiel.
    Er produziert den Kosmos und somit auch seinen Wandel mit. Sowohl der von ihm unbeeinflußte als auch der beeinflußte Wandel werden als Wandelprozesse wahrgenommen. Wandelprozesse lassen sich, wie alle Prozesse, sequenzieren. Sie können als Abläufe in der Zeit modelliert werden.

Die Praxis und die Menschen - in welcher Emergenzform auch immer – erscheinen im Kosmos als Subjekte des Verwandelns.
Der Verwandler (Katalysator/Agens) verändert Komponenten eines Zustand von etwas (Objekt/Patiens) in einen andern Zustand.

Das Verwandeln wird zu einer Praktik der Menschen. Wie jede andere Praktik hat sie ein Subjekt und ist eine zielgerichtete Aktivität.
Diese Vorstellung des Verwandelns als einer von Subjekten zielgerichteten Aktion wird dann auf alle Wandelprozesse im Kosmos übertragen, auch auf jene, die der Mensch nicht miterzeugt und die er nur beobachten kann.

Objekte des Verwandelns

Wandelprozesse betreffen alle Komponenten des Kosmos, also haben wir Verwandlungen der Räume, der Dinge und der Zeiten.
Alle Komponenten des Kosmos, die Prozesse, die Räume und die Dinge sind Objekte des kosmologischen Wandels.
Und zwar erscheinen Verwandlungen im Raum als Bewegungen, als Wandeln, Transportieren u.ä.
Verwandlungen der Dinge erscheinen als Veränderungen von Zuständen, u.a. als Metamorphosen.
Verwandlungen der Zeit erscheinen als Verwandlungen von Prozessen.

Eine Komplikation ergibt sich dadurch, daß der Kosmos nicht nur durch Dinge und Räume gebildet wird, deren Verwandlungen zu berücksichtigen kaum Probleme bereitet, sondern als dritten Parameter oder Komponente auch durch die Zeit. Es ist also auch ein Wandel der Zeit anzunehmen. Da die kosmologische Zeit im triadischen Verständnis das Produkt von Prozessen ist, haben wir hier also Wandelprozesse von Prozessen, Prozeßwandel.

Es gibt auch eine Verwandlung der Wandelprozesse. Wandelprozesse und Prozeßwandel sind also zu unterscheiden.
Natürlich lassen sich diese allgemeinen Parameter weiter differenzieren. Mindestens muß das NTD hinsichtlich der Dinge zwischen leblosen Wesen und Menschen unterscheiden. Jeder Wandel trifft auf Dinge, Räume und Prozesse mit bestimmten Eigenschaften. Wie der Kosmos so sind auch die Wandelprozesse immer schon da.
Wenn der Grundannahme, daß Wandel in der Welt permanent und total ist, zugestimmt wird, dann kann das Verwandeln letztlich nur auf Wandel treffen. Das ist mit der Rede 'Die menschliche Praxis verwandelt den Wandel' gemeint. In der Praxis wird allerdings dieser Wandel für einen Moment gestoppt, um für das Verwandeln einen Anfangspunkt zu schaffen. Aus dem Wandel wird ein Ereignis herausgeschnitten, markiert. Es wird verdinglicht und bekommt dadurch Eigenschaften, die sich transformieren lassen. Man kann auch sagen: Der Zustand des Wandels wird zu einem bestimmten Zeitpunkt abgefragt.

Für die Praxeologie wichtig sind vor allem die Wandelprozesse der als Dinge aufgefaßten Personen, Organisationen, Professionen und Kulturen.
Wandel in Organisationen

Typen des Verwandelns

Typen des Verwandelns lassen sich nach den Subjekten, den Objekten, den Prozeßtypen und den Kombinationen der Kriterien finden.

♦ Nach den Subjekte
Die wichtigste Unterscheidung ist jene zwischen einem Verwandeln, welches die Praxis und den Menschen zum Subjekt hat und jenem anderen, in dem belebte oder unbelebte Objekte, darunter auch technische Artefakte als Subjekt, mindestens als Katalysator, auftreten.
Bei belebten Subjekten kann das Verwandeln als Aktivität begriffen werden. Es gibt demnach menschliche und nichtmenschliche, also pflanzliche und tierische Verwandlungsaktivitäten.
→ Aktiviät
Es gibt Wandel, an dem Menschen mit ihrer Praxis beteiligt sind und es gibt Wandel in der Welt jenseits aller menschlichen Praxis.
Der Anteil der Menschen am Wandel im Kosmos ist unterschiedlich. Wenn sie weder als Katalysator noch als Steuerungsgröße oder Regler auftreten, liegen nicht-menschliche Prozesse vor, die i.d.R. allem durch Naturgesetze beschrieben werden. Bei technischen Prozessen reduziert sich die Beteiligung der Menschen bis zu kaum mehr wahrnehmbaren Graden.
Auch die Interaktion der drei kosmischen Hauptklassen des Wandels (Raum, Zeit und Dinge) schafft immer andere Beziehungen, wechselnde Über- und Unterordnungen. Als Ergebnis entsteht ein Wandel des Wandels, die Geschichte des Kosmos.

♦ Nach den Objekte
Hinsichtlich der Objekte ist immer eine Unterscheidung zwischen der Selbstverwandlung der Subjekte und der Verwandlung von anderen Teilen des Kosmos und der Vorstellungswelt sinnvoll.
Menschen können sowohl als Subjekte(Verwandler) als auch als Objekte von Verwandlungsprozessen auftauchen.
Menschen arbeiten und verwandeln sich in den verschiedenen Klassen der Praxis - und verwandeln Teile des Kosmos und der Vorstellungswelt.

Verwandeln der Menschen
Jeder Lebensweg des Menschen läßt sich als Verwandlungsprozeß begreifen und Therapien und Karriereplanungen können die Wandeltriade als Programme für ihr Handeln und Wahrnehmen nutzen.
Ausführliche Beschreibungen hierzu finden sich in Kornelia Rappe-Giesecke: Triadische Karriereberatung.Karriereberatun

Eine besondere Gabe der Menschen ist es, sich passend zu den Praxisklassen zu verwandeln. Sie können ihr Emergenzniveau verwandeln, treten mal als Individuum, mal als soziale Rolle und mal als Gattungswesen in der kulturellen Praxis auf.

♦ Nach den Prozeßtypen
Sowohl bei den einzelnen Individuen/Personen als auch in den sozialen und kulturellen Praxen wandeln sich die Praktiken. Das gilt nicht nur für ein konkretes Exemplar einer Praxis sondern auch für die Geschichte der Praxisklassen und -gattungen.
Die Wahrnehmung, das Denken und Handeln der Menschen hat sich im Verlauf der Geschichte in Koevolution mit der Praxisverwandelt. Das Gleiche gilt für die sozialen Praktiken der Kommunikation, Interaktion und Kooperation. Jede Kulturgeschichte zeichnet den Wandel der Praktiken nach, mit denen die Menschen die kulturellen Ökosysteme in Gang setzen und halten.

2.1. Verwandlungen als Metamorphosen der Dinge

Die Verwandlung von Objekten ohne Beteiligung des Menschen wird als Metamorphose bezeichnet.


Imgrunde könnten sich TriPrax und NTD darauf beschränken, nur die gezielten Verwandlungsprozesse (Transformationsprozesse) in menschlicher, sozialer und kultureller Praxis zu bestimmen. Und hierauf und auf die Transformation in den Praktiken Wahrnehmen, Denken und Handeln konzentriert sich die webseite.
Aber da auch bei dieser Prämierung die dynamischen Eigenschaften der Dinge und Räume, ihr Wandel, eine Rolle spielen, kommen TriPrax und NTD um eine i.w.S. naturwissenschaftliche Perspektive, die den Wandel der Dinge ohne bezug auf die Menschen untersuchen will, nicht umhin.

Was den Wandel der Dinge, Materie/Stoffe, Information und Energien und aus ihnen aufgebaute Systeme wie Pflanzen, Tiere und verschiedenen Ökosystem angeht, so gibt es reiche naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien, die das NTD umstandslos aufgreifen kann. In Chemie, Biologie, Physik und weiteren Disziplinen bilden die dort sogenannten Stoffwechselmodelle die Basis für die Integration vielfältiger Forschungsergebnisse.
Üblich ist dort, wie im NTD, ein Dreiphasenmodell, Anfangszustand, Zwischenstufe (Metabolit), Endzustand.
Die Übergänge zwischen den Zuständen werden als Transformationen beschrieben, die Zwischenphase wird durch höhere Differenzierung von Subphasen bzw. Prozessen prämiert. Als Stoffwechselprogramme bzw. -prozesse (Metabolismus) lassen sich auf der allgemeinsten Stufe unterscheiden

  • das Zusammenfügen von Teilen zu größeren Einheiten (Anabolismus), also ein synthetischer aufbauender Prozeß,
  • das Zerlegen von komplexen Stoffen (Molekülen) in einfachere (Katabolismus), also ein analytischer abbauender Prozeß,
  • die Substitution von einem Stoff durch einen anderen.
    Daneben gibt es Stoffe, die nicht transformiert oder ersetzt werden, aber trotzdem in dem Stoffwechselprozeß eine Rolle spielen und Funktionen übernehmen.
    Materie, Energie, Informationen - also die Triade der Komponenten der Dinge - werden in allen Modellen genutzt. Für Lebewesen ist die Basistriade der materiellen Stoffe: Eiweiß, Kohlehydrate, Fette obligatorisch. Zum Starten der Transformation und ihrer Aufrechterhaltung dienen Katalysatoren. Ein Ende jedes Stoffwechselprozesse ist in der Natur - und bei Lebewesen erst recht - nicht vorstellbar.

    "Als Stoffwechsel oder Metabolismus ... bezeichnet man die gesamten chemischen und physikalischen Vorgänge der Umwandlung chemischer Stoffe bzw. Substrate (z. B. Nahrungsmittel und Sauerstoff) in Zwischenprodukte (Metaboliten) und Endprodukte im Organismus von Lebewesen. Diese biochemischen Vorgänge dienen dem Aufbau, Abbau und Ersatz bzw. Erhalt der Körpersubstanz (Baustoffwechsel) sowie der Energiegewinnung für energieverbrauchende Aktivitäten (Energiestoffwechsel) und damit der Aufrechterhaltung der Körperfunktionen und damit des Lebens." (https://de.wikipedia.org/wiki/Stoffwechsel)

    Immer wirken in Stoffwechselvorgängen viele Prozesse zusammen. Es werden dabei zyklisch 'Stoffwechselwege', bei denen das Anfangsprodukt der Reaktionsfolge auch das Endprodukt ist und lineare unterschieden. Das es Parallelprozesse gibt, mit denen es zu Wechselwirkungen kommt, ist sowieso klar. Es gilt hier also die Prozeßtypentriade.

Verwandlungen als unvollständige Metamorphose

Manches spricht für die Annahme, daß jede Transformation eines konkreten Dinges letztlich unvollständig bleibt. Immer scheint es Reste zu geben, deren Qualitäten im wesentlichen gleich bleiben. In diesem Sinne spricht der Biologe von 'unvollständigen Metamorphosen'.
Das triadische Modell des Wandels und des Verwandelns hat sowohl die Grundannahmen der Unzerstörbarkeit der Komponenten des Kosmos: Dinge, Zeiten und Räume als auch die Annahme von unvollständigen Metamorphosen bzw. Transformationen zur Voraussetzung: Niemals ist das Vernichten und niemals das Erneuern vollständig, immer bleiben Reste des Alten, immer wird vieles nur modifiziert. Bei jeder Transformation der Dinge bleibt etwas erhalten, etwas wird weggenommen und durch anderes ersetzt und etwas wird modifiziert, verändert seine Eigenschaften. Die Metamorphosen sind mehr oder weniger vollständig. Es gibt für den Triadiker weder vollständige Zerstörung oder Erneuerung noch vollständigen Stillstand.

2.2. Verwandeln als Transformieren

Jede Praxis verwandelt. Das Verwandeln findet in einer Praxis statt. Jede Praxis ist insoweit (auch) Verwandlungspraxis.
Jedes Verwandeln trifft auf Prozesse, die sich immer auch als Verwandlungsprozesse verstehen und gestalten lassen. Die ewigen und mannigfaltigen Verwandlungen der Dinge können zu Transformationsprozessen transformiert, aber auch still gestellt werden. Sie erhalten für die Praktiker relativ stabilen, selektiven Eigenschaften, Grenzen und damit auch Umweltbeziehungen.

Dieser, philosophisch als Ontologisieren, bezeichnet Vorgang ist unvermeidlich, um die Dynamik der Mannigfaltigkeit soweit zu reduzieren, daß Dinge überhaupt erkennbar, Zustände feststellbar und Prozesse regulierbar werden.

Das Transformieren und seine Ergebnisse, die Transformationen, setzen einen Spezialfall einer Praxis voraus, in der die Beziehungen zwischen einem dinglichen oder verdinglichten Ausgangsobjekt und einem Endprodukt im Vordergrund stehen, die Funktion der Praxis die Transformation ist.
Wenn das Verwandeln das Ziel einer Praxis ist und die Subjekte durch ihre Praktiken Objekte in einem (zielgerichteten) Linearprozeß verwandeln, dann sprechen TriPrax und NTD von Transformationsprozessen, abgekürzt Transformationen.
Die Transformationen führen immer zur Bildung der entsprechenden Praxissysteme, zu einer Transformationspraxis und auch das ist dann ein Transformationsvorgang.

Konsequenter wäre es anstatt von 'Transformationspraxis' von 'Transformierungspraxis' zu sprechen, weil die Ableitung vom Transformieren stammt. Aber wenn man weiß, um was es geht, braucht dem Sprachgefühl kein Zwang angetan werden.

Subjekt der Transformationen sind die Praktiker, die von ihnen in Gang gesetzten Prozessen werden in der systemischen TriPrax als Aktivitäten verstanden, und diese lassen sich zu Praktiken ordnen.

  • Aktivitäten sind zielgerichtete Prozesse und gehen von belebten Subjekten aus. Sie können die unterschiedlichsten Ziele verfolgen und sich auf unterschiedliche Objekte richten .
    Aktivitäten sind Prozesse, die ein Subjekt (Agens), einen Anfang und ein Ende haben und den Zustand von angebbaren Objekten verändern.
  • Transformationsaktivitäten sind eine Gattung von Aktivitäten. Transformationsaktivitäten haben Transformationen zum bekundeten Ziel der Praktiker.
    Denken als Transformieren
    Mehr im Abschnitt Programme der TriPrax

Triadentrias des Wandels

Bei so wichtigen Objekten wie den Wandel wird man versuchen auch die Basisfaktoren triadisch zu modellieren. Dann entstehen Triadentrias. Eine mögliche Triadentrias zeigt die Abbildung.

Wandel des Kosmos (Triadentrias)


Jede Triadentrias konkretisiert die Basistriade, aus der sie entwickelt wurde. In diesem Fall also die Wandeltriade.

Es gibt nur wenige Triadentrias, die sich für ein so abstraktes Objekt wie hier für den Wandel im Kosmos bilden lassen. Die Regel ist, daß Triadentrias dann entstehen, wenn man das Objekt der Basistriade spezifiziert. Statt allgemein von 'Wandel' wird dann beispielsweise von 'Organisationswandel' gesprochen. Je genauer das Objekt, desto präziser lassen sich Triadentrias bilden. Diese Konkretisierung geht mit einer Verkleinerung des Geltungsbereichs einher. Triadentrias haben deshalb notwendig einen anderen, begrenzteren Geltungsbereich als Basistriaden. Dies wird der Triadiker i.d.R. dadurch berücksichtigen und veröffentlichen, daß er das Objekt der Basistriade mit Komposita oder Adjektive spezifiziert. Auch die Faktoren der Basistriade werden eine modifizierte Bedeutung bekommen und dann u.U. anders benannt werden.

Eine solche andernorts (Giesecke: Die Entdeckung der kommunikativen Welt. Studien zur kulturvergleichenden Mediengeschichte. Frankfurt am Main 2007, S. 286ff und472ff.) ausgeführte Triadentrias ist die Triadentrias des Kulturwandels.
Die oben abgebildete Triadentrias ist empirisch am Objekt Kulturwandel entwickelt und dann verallgemeinert.

Auch für die Triadentrias gilt, daß in jedem konkreten Anwendungsfall mit Prämierungen einzelnen Faktoren sowohl der Basistriade als auch der Faktorentrias zu rechnen ist. Jede Kultur zeichnet sich durch ungleichgewichtigen Wandel – bis hinunter in die Faktorentrias - aus.

Rechtfertigung der Wandeltriade

Die Wandeltriade ist klarerweise, wie jedes Modell, eine Komplexitätsreduktion. Aber es erhält mehr Komplexität als jedes lineare Entwicklungsmodell und vermeidet andererseits die Auflistung beliebiger und beliebig vieler Faktoren, die in vielen Darstellungen von Wandelprozessen dominiert.
Als Modell der Dynamik des Kosmos ist die Wandeltriade eine letztlich nicht empirisch beweisbare weltanschauliche Grundannahme, ein Axiom in der Vorstellungswelt, welches man annehmen kann oder nicht. Das unterscheidet die abstrakte Wandeltriade aber nicht von anderen Axiomen in den Wissenschaften.
Im Gegensatz dazu läßt sich das Arbeiten mit dem Programm der Wandeltriade in der Praxis gut beobachten und beurteilen. Die Wandeltriade ist das Ergebnis mannigfaltiger empirischer Versuche, die Dynamik der Praxis und ihrer Umwelten zu modellieren. Legitimiert hat sich das Modell letztlich in der Praxis. Es funktioniert. Wer mit der Wandeltriade die komplexen Prozesse in Organisationen aufgliedert, kann auf Verständnis bei den Betroffenen rechnen.

Nachhaltiger Wandel?

Es ist keine Praxis und kein Wandel von Objekten vorstellbar, die keinen Nachhall - und keine Vorgeschichte - haben! Wandelprozesse sind permanent. Sie lassen sich in der Praxis sequenzieren. Dann gibt es ein Vorher und ein Nachher.
Jeder Wandelprozeß hat eine Vor- und eine Nachgeschichte. Daneben gibt es noch Parallelprozesse.


Grundsätzlich ist es so, daß jeder Anfangspunkt eine Grenzziehung bedeutet, der unendliche Wandel wird sequenziert (oder interpunktiert, wie es mal bei den Interaktionspsychologen in Palo Alto hieß). Jede Verwandlung greift einen Wandel auf. Jede Aktivität hat eine Vorgeschichte, ohne die es sie nicht geben würde.

Die Rede von und erst recht die Emphase für 'Nachhaltigkeit' ist somit nur zu verstehen, wenn zwischen Typen von Nachhaltigkeit unterschieden wird. Dies scheint meist durch positive vs. negative Bewertungen zu geschehen. Es gibt gewünschten und unerwünschten Nachhall. Dann hängt alles an den Bewertungskriterien. Deren dürfte es abzählbar unendlich viele geben.
Wenn man sich nicht auf eine Diskussion um Kriterienlisten einlassen will, sondern zunächst eine Ordnung auf einer abstrakteren Ebene herbeiführen will, dann bietet sich die Wandeltriade an. Legt man sie zugrunde, kann man erkennen, wie in der politischen Diskussion auf manchen Feldern in den letzten Jahrzehnten der Faktor 'Bewahren' der Wandeltriade in den Vordergrund tritt. Man will z.B. beim Klima den Stand vor der Industrialisierung (auf sehr eingeschränkten Bereichen) wieder herstellen, ihn reproduzieren. Hier mag sich, ebenso wie in der Begriffsgeschichte, eine Relativierung der Prämierung der Faktoren der Innovation und des Wachstums der Wandeltriade andeuten, die die Industrialisierung befördert hat.

3. Bemerken und Modellieren von Verwandlungsprozessen

Verschränkung von Wandel und Komplexität

Dem Triadiker tritt der problematische Wandel als Spezialfall der Komplexität von Prozessen gegenüber. Der Wandel erscheint in der Praxis als Konglomerat von Transformationen. Er ist komplex und wird vom Triadiker gemäß der Komplexitätstriade und den Programmen der Komplexitätsbewältigung verstanden und gestaltet. Damit wird die Mannigfaltigkeit des Verwandelns zu zwar komplexen, aber mehr oder weniger gut beherrschbaren Abläufen.
Insoweit unterscheidet sich das triadische Denken der Wandelprozesse nicht von jenem anderer Prozesse, wie z.B. jenes des* Wirtschaftens als emergentem Produkt aus Produzieren, Distribuieren und Konsummieren.

Nach triadischen Verständnis sind der Wandel und die Verwandlungsaktivitäten eine Komposition aus Komponenten auf unterschiedlichen Ebenen und mit vielen Beziehungen. Im Verständnis des NTD liegt es, die Vielzahl der Komponenten/Prozesse jeweils auf drei zu reduzieren.

Nur für diese Verwandlungsaktivitäten lassen sich triadische Programme für die Praktiker modellieren. Sie steuern dann das Verwandeln der Objekte der Praxis. Hier liegt das herausragende Interesse der TriPrax und des NTD.
Das Verwandeln der Dinge, Räume und auch des Wandels selbst als dynamischen, temporalen Prozeß besser zu verstehen und Möglichkeiten bereitzustellen, die Verwandlungsaktivitäten zu programmieren ist ein zentrales Anliegen des NTD.
Die geplante, programmgesteuerten Verwandlungsprozesse, die die Praktiker in der Praxis in Gang setzen, um deren Ziele zu erreichen, werden *Transformieren
oder – wenn statt der Prozesse die Objekte fokussiert werden sollen – Transformation genannt. Auch das Transformieren erfolgt durch vielfältig miteinander verbundene artgleiche und artverschiedene Prozesse. Sie lassen sich clustern und triadisch ordnen.

II. Mannigfaltigkeit und Komplexität

Der Komplexitätsbegriff des NTD und die Komplexität der Triadischen Praxis

Die Mannigfaltigkeit der Welt erscheint den Menschen/Triadikern in jeder Klasse der Praxis als Komplexität und diese als Vielzahl (Quantität) von Komponenten und Kompositionen mit unterschiedlichen Qualitäten.
Für die Modellierung und die Gestaltung der Praxis gilt die abstrakte Komplexitätstriade: Quantität, Qualität, Komposition.


Die → Komplexität der Praxis erschöpft sich demnach nicht in quantitativen und qualitativen Merkmalen. Typisch für die TriPrax ist das Hinzutreten eines dritten Faktors, der Komposition. Es gilt die Komponententriade: Elemente, Beziehungen und Ebenen.Jede Praxis ist aus Elementen, Beziehungen und Ebenen komponiert.
Auch die Komponenten sind wieder komponiert und besitzen Quantitäten und Qualitäten.
Komplexität
Bei allen drei Komponenten ist mindestens zu unterscheiden, ob sie (überabzählbar) unendlich oder begrenzt sind. Zwischen diesen Quantitäten liegt die Sphäre des abschließbaren, aber vorerst noch nicht Abgeschlossenen, eine prinzipiell abzählbare, aber noch nicht abgezählte Menge; Komponenten, die zwar einen Anfang aber (noch) kein Ende haben.

Im Prinzip sind die Kompositionen der Architekturen, Prozesse und der (materiellen, informativen und energetischen) Bestände offen und die Anzahl der Komponenten ist unbestimmt. Architekturen können so oder anders ausfallen, immer gibt es Alternativen. (Offene zweidimensionale Strukturen werden als Netze und offene dreidimensionale Architekturen als Netzwerke bezeichnet.)

Alle drei Faktoren der abstrakten Komplexitätstriade lassen sich weiter triadisch differenzieren.
Triadentrias der abstrakten Komplexität

Eine vollständigie Ableitung der Komplexität der informativen Dinge findet sich hier:
Ableitung der Komplexität der Dinge

Man kann an diesem Beispiel gut sehen, wie sich im triadischen Theorieraum vertikale und horizontale Ebenen aufbauen. Ausgehend von der abstrakten Ebene, auf der die Komplexitätstriade liegt, werden ihre Faktoren - auf gleicher horizontaler Ebene - eine logische Ebene tiefer situiert. Die Faktoren der dortigen Triaden lassen sich wieder auf einer Stufe niedriger verorten. Man kann sich im Theorieraum aber nicht nur top-down bewegen. Jedes Interaktionsmedium kann als Komposition, jede Interaktionsrelation wieder als komplexe Beziehung behandelt werden u.s.f.
Deduktive Ableitung von Relata und Interaktionsrelationen

Eine Praxeologie, die weniger Möglichkeiten bereit hält, ist der Mannigfaltigkeit menschlicher Praxis unangemessen.

III. Verbindungsreichtum und Nexus

Der Faktor → Verbindung in der triadischen Weltanschauung ist dreifaltig. Er ist

  • eine räumliche Beziehung,
  • ein dingliches Medium,
  • ein Prozeß, der Zeit erzeugt und verzehrt.

Diese sogenannten Generaltypen der Verbindung erzeugen erst gemeinsam das Verbindungselement. Sie bilden die Faktoren der Absoluten Verbindungstriade der Absoluten Praxeologie.
Jeder Generaltyp der Verbindung ist komplex, d.h. es sind gemäß der Komplexitätstriade Quantitäten, Qualitäten und Kompositionen zu unterscheiden.
♦- In quantitativer Hinsicht kann die Verbindung aus zahlreichen Beziehungen, Medien und Prozessen bestehen.
♦- Die qualitativen Eigenschaften der drei Grundtypen sind unterschiedlich und werden durch triadische Modelle beschrieben:

Typologie der Verbindungselemente
Je nach den Merkmalen der drei Dimensionen der Komplexität lassen sich Typen von Verbindungen bilden. Einzelne Exemplare oder Typen von Verbindungen können selbst Verbindungen eingehen. Es entstehen Typen von → Verbunden, ein Nexus, und Bündnisse. Praxissysteme sind ein solches Verbundsystem.

→ Verbund

→ Nexus

IV. Das Triadische Verständnis von Beziehung

→ Beziehung ist ein Zentralbegriff der TriPhil und damit auch des NTD und der TriPrax. Aber es ist ein mehrfach abgeleiteter Begriff. Die Ableitungshierarchie ist wichtig!

  • Die Mannigfaltigkeit der Praxis wird in der triadischen Praxeologie als Komplexität modelliert. Die Komplexität ihrerseits bestimmt die TriPhil als Resultante aus Qualität, Quantität und Komposition.
    Jede Praxis hat qualitative und quantitative Eigenschaften und ist eine Komposition.
    → Komplexität
    Auch diese drei Faktoren definieren sich wechselseitig, liegen auf einer logischen Ebene und bilden deshalb die Trias einer Triade. Es gibt kein Element, das nicht emergiert, keine Emergenz ohne Elemente, alle Elemente stehen in Beziehungen. Beziehungen gibt es nur zwischen Elementen und auch sie emergieren auf der einen oder anderen Ebene.
  • Die abstrakte Praxeologie prämiert den Faktor Komposition, u.a. weil hier Aussagen mit größter Geltungsbreite zu machen sind.
    Kompositionen werden im triadischen Verständnis durch die Faktoren: Elemente, Beziehungen und Ebenen bestimmt.
    Die TriPrax beruht auf Grundannahmen über die Praxis als Komposition aus Elementen, Ebenen und Beziehungen.
  • Für die Beziehung gilt die Beziehungstriade: → Relata, → Relation und → Richtung (ReReRi).
    Jede Beziehung stellt eine Relation, eine Verbindung, zwischen zwei Relata her, dabei gehen Wirkungen und Bewegung von Relatum A. nach nach Relatum B. Beziehungen stellen eine Bezug von etwas auf etwas anderes her, sie sind gerichtet.
    Relata, Relationen und Richtungen sind wieder Faktoren einer Trias, die sich wechselseitig definieren. Relationen können nicht ohne Relata bestimmt werden. Relata werden erst durch Relationen zu solchen. Jede Wirkung setzt die Bestimmung von Ausgangs- und Endpunkten voraus und hat eine Richtung.
    Die TriPhil hat einen Beziehungsbegriff, der vom umgangssprachlichen und vielen wissenschaftlichen Vorstellung abweicht. Eine Beziehung ist danach grundsätzlich einseitig, hat eine – und nur eine - Wirkungsrichtung. Wechselwirkungen setzen demnach (mindestens) zwei Beziehungen voraus, die in einer spezifischen Weise koordiniert sind. Wenn von ‚symmetrischen‘ bzw. von ‚asymmetrischen Beziehungen‘ gesprochen wird, dann werden im triadischen Verständnis Koordinationstypen von Beziehungen, also von Beziehungen zwischen Beziehungen modelliert.
    Mehr → Beziehung

Absolute Beziehungen und der Raumbegriff der TriPhil

Absolute Beziehungen und Absoluter Raum

Das Praxeologische Verständnis von Beziehung

Ziel und Folge einer Praxis ist immer, daß Beziehungen hergestellt werden.

Geht es um die Beziehung in der Praxis, so haben wir Teile des Kosmos, darunter immer auch mindestens einen Menschen als Relata. Zwischen ihnen wird eine Relation hergestellt. Diese kann selbst wieder aus vielen Komponenten zusammengesetzt sein. Sie kann mindestens wieder als Beziehung, als Medium oder als komplexer Prozeß auftreten. Sie kann als Interaktionssystem zu einem selbständigen Element des Kosmos werden.

Alle Beziehungen haben einseitige oder wechselseitige Richtungen. In der Praxis zeigen sich die Richtungen der Beziehung in der Auswirkung auf die Relata.
Die Relationen bewirken etwas.
Haben wir mehrere Relata, die untereinander in Relation stehen, so werden die Wirkungen nicht gleichmäßig sein. Dadurch treten Asymmetrien zwischen den Relata auf. Im Falle der Praxis werden die wirkmächtigsten Relata zu Subjekten, deren Gegenüber mit geringerer (Rück-)Wirkung zu Objekten. In der individuellen und sozialen Praxis sind immer Menschen die Subjekte, d.h. Relata mit dominanter Wirkung. Sinn und Wirkrichtung der Subjekte hängen in der Praxis zusammen.

Verhältnisse in der Praxis

Die Erzeugung von Wechselwirkungen und damit von → Verhältnissen ist ein voraussetzungsvoller Spezialfall.

Die Unterdrückung von Wechselwirkungen scheint - quantitativ gesehen - eher der Normalfall der individuellen Praxis zu sein. Das Relatum Mensch wird in dieser Konstellation zum Subjekt. In der individuellen Praxis geht die Richtung vom Menschen auf einen anderen Teil des Kosmos. Das kann auch ein Mensch sein. Er wird dann zum Objekt.
Jedenfalls war bis in die jüngste Vergangenheit, die Unterdrückung von Wechselwirkungen das Hauptziel aller Technisierung der individuellen Praxis in der westlichen Neuzeit. In der sozialen Praxis werden mindestens zwei Beziehungen miteinander verbunden. Jede soziale Praxis ist ein Gefüge von Beziehungen.
Nehmen wir jenen Fall von Beziehungen in einer Praxis, den von Clausewitz in seiner Praxeologie des Kriegs als Metamodell nutzte, das Duell. Die Duellanten sind Relata. Nehmen wir an, sie haben sich auf Pistolen geeinigt, so werden die Kugeln die räumliche Relation zwischen ihnen herstellen. Wir haben eine Beziehung von A nach B und eine zweite von B nach A, zwei Kugel und Richtung und Gegenrichtung. Der Sinn des Duells ist es gerade nicht, die Beziehungen zu einem wechselseitigen Verhältnis werden zu lassen. Dieses liegt nur in dem Spezialfall vor, daß die beiden Duellanten sich mit ihren Kugeln treffen und beiderseits Wirkung erzeugen. Das wird normalerweise keiner von ihnen beabsichtigen. Gehen beide Kugeln vorbei, so habe sie den Gegner verfehlt und ein anders Relatum irgendwo getroffen. Trifft nur einer, so gibt es ebenfalls keine Wechselwirkung. Beide Relata/Duellanten gestalten ihre eigene Beziehung. Sie wollen zwar Wirkungen aber gerade keine Wechselwirkung erzeugen.

(Man wird entgegnen, daß unabhängig vom Treffen oder Nicht-Treffen doch Beziehungen zwischen den Individuen vorhanden sind. Schon möglich, aber dann verlassen wir die Praxis des Duells und betreten z.B. jene einer eifersüchtigen Beziehung zwischen zwei Personen, nicht von Duellanten.)

Die Menschen und diejenigen Teile der Welt, die in diese sinnvolle Beziehung eingehen, werden dadurch zu Relata einer Relation. Die Relation kann beliebig komplex werden, viele weitere Menschen und große Technik beanspruchen.Zwar kann die Richtung Mensch-Kosmos Beziehung niemals allein durch die Menschen als einen Pol der Relation bestimmt werden, aber die TriPrax geht davon aus, daß ihr Gewicht überwiegt.

Das kann man als anthropozentrischen Kern des NTD und der TriPrax auffassen.

Die Relata werden ungleich behandelt, der menschliche Faktor prämiert. Deshalb spricht die TriPrax auch vom 'Sinn der Praxis für die beteiligten Menschen/Praktiker'.
Die Ungleichbehandlung bringt bestimmte Menschen in die Position von Subjekten und die anderen Relata in die Rolle von Objekten (oder Medien).
Die Zentrierung der TriPrax auf den Menschen bedeutet nicht, daß der oder die anderen Faktoren einflußlos sind und daß ihre Wirkung nicht zu berücksichtigen ist. Die TriPrax mag nicht entscheiden, ob und ggfs. welchen Sinn die Praxis für die Objekte macht; Sinn gibt es in der TriPrax nur für die Praktiker in der menschlichen Praxis. Wohl aber untersucht und gestaltet sie die Wirkungen auf die Objekte und die Wirkungen der Objekte.
Wenn Kohle gefördert und ein Ofen geheizt wird, erkundet die TriPrax nicht welchen "Sinn" das für die Kohle, den Ofen usf. macht, sondern es ermittelt den Sinn der Praxis für die menschlichen Subjekte. Der Einfluß der Relata Kohle und Ofen wird als deren Wirkung berücksichtigt.


Diese asymmetrische Beschreibung der Praxis hat eine lange Tradition und immer wieder auch Kritik hervorgerufen. Sie mag berechtigt sein, wenn die Relativität der Subjekt-Objekt Konstellation unterschlagen wird. Es handelt sich hier um Positionen von Relata in Beziehungsgefügen, keine dinglichen Qualitäten. Entsprechend kann jedes beliebige menschliche Individuum sowohl als Subjekt einer Praxis als auch als Objekt auftreten.

Jede Auszeichnung der Relata hat einen zeitlichen Index, er kann sich mit der Zeit ändern.

Möglich ist die asymmetrische Architektur der Praxis letztlich, weil es zu den identitätsstiftenden Merkmalen der menschlichen Gattung gehört, daß sich ihre Glieder dezentrieren können. Menschen können sich sowohl auf die Position von Subjekten als auch auf die von Objekten stellen und zwischen diesen Positionen und den damit einhergehenden Perspektiven wechseln. 'Rollentausch' ist eine Konkretisierung dieser Fähigkeit.

Systeme als komplexe Beziehungen

Die Praxis als sinnvolle Beziehung zwischen Subjekten und Objekten erzeugt, je erfolgreicher sie verläuft desto mehr, eine eigene Architektur und einen spezifischen Ablauf. Sie kann zu einem System werden.
Zwar gehen die menschlichen Subjekte in dieses Interaktionssystem ein, aber dessen Dynamik und der Aufbau werden durch viele andere Faktoren bestimmt. Deshalb behandelt die TriPrax die Interaktionssysteme als autonomen Faktor neben den Menschen den Kosmos als Reservoir der Objekte.
Konstitutiv für die Triadische Praxeologie ist die Annahme, daß das Verhältnis zwischen jedem einzelnen Menschen sowie der Menschheit als Gattung zur übrigen Welt durch Praxissysteme hergestellt wird.
Beziehungstheoretisch gesehen, erscheinen die Praxissysteme als Relation zwischen den Relata Mensch und Kosmos.
Ohne die Praxissysteme als Relation und Verbindungselement gibt es keine Praxis. Ohne die Beteiligung menschlicher Lebewesen gibt es keine menschliche Praxis. Mindestens ein Relatum der Praxis ist ein demnach ein Mensch, in welcher Emergenzform auch immer.
Ob es empirisch fruchtbar sein kann, auch die Umweltbeziehungen von anderen Lebewesen als Praxis zu modellieren, wird von der TriPrax nicht untersucht.
'Praxis' und 'menschliche Praxis' sind für die TriPrax Synonyme.

Beziehungen werden in der Praxis durch → Interaktion hergestellt. Auch für diese Prozesse nimmt die TriPrax Generalprogramme an.
Mehr im Abschnitt Programme.

axiomatik, id161, letzte Änderung: 2024-10-11 09:30:43

© 2024 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke