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Wahrnehmen, Denken und Handeln (WaDeHa = obligatorische Basistriade des NTD) schaffen gemeinsam die indviduelle menschliche Praxis. Für jede Praktik stellt sich die Welt anders dar.
Praxis als emergentes Produkt der Praktiken
Wenn das NTD von der Trias der Praktiken spricht, meint es nicht nur die Organe des Menschen sondern auch deren energetische Kraft. Die Praktiken werden sowohl als energetische Ressourcen der Menschen als auch als Medien/Mittel oder als Prozeßtypen betrachtet, mit denen die Praktiker ihr Verhältnis zu den Objekten der Umwelt herstellen. Diese aktivierten organischen Fähigkeiten werden - verallgemeinernd und abstrahierend - als Praktiken bezeichnet. Wahrnehmen, Denken und Handeln sind unvermeidliche → Aktivitäten der Praktiker.
Die Emergenz der Praktiken
In jeder Praxis müssen die Aktivitäten der Praktiken auf Ziele ausgerichtet (→ Steuern) und entsprechend programmiert werden. Je nach den Aufgaben/Funktionen der Praxis werden sie funktionalisiert.
Dimensionen der Praktiken TT
Die permanenten Probleme der Praxis werden von den Praktikern zu Aufgaben umgearbeitet, die durch die Praktiken mehr oder weniger gut gelöst werden können. Dabei wird meist auf normierte/habitualisierte Typen von Programmen zurückgegriffen. Praktiken sind programmgeregelt und durch Ziele gesteuert. Zu beachten sind die begrenzten Ressourcen/Kapazitäten der Praktiker.
Bei weitem am nächsten kommen dem Verständnis der individuellen Praktiken der Praxis in der Fachliteratur die Ausführungen des Physikers Fritz Wilhelm (Dancing With Maya, - Embracing The Power Of Non-Certainty Between Freedom And Illusion). Seine Beschreibung der Beziehungen der drei Praktiken unter Berücksichtigung der Emergenzniveaus der Dinge seien deshalb hier ausführlich zitiert:
"The thinking process of a human being cannot change or create anything outside of the brain by itself, i.e. it cannot change any physical object in a reality. Thinking does not see or move a chair or a car, or build a house, for example. For that, it depends on the two other basic movements of the human mind/body totality, the movements of sensing and of acting, which, through interacting and correlating with thinking and What Is, form our reality and actuality. Thinking, sensing, and acting in the creative mode operate from within the material structure of the brain and do affect this material structure. I propose to consider that at this creative level the material structure of the brain becomes increasingly indistinguishable from thinking, sensing, and acting, activities which we usually attribute to the idea of mind. We can say that the material processes of the brain and the mental processes of the mind enfold and unfold each other. To say that they interact would be misleading, as the usage of this word presupposes two separate definable entities, existing only on the mechanical level.
When all three modes of operation of sensing, acting, and thinking (SAT) are involved the notion of correlation is more appropriate." (2002, p. 247)
Neben den vielen Gemeinsamkeiten gibt es auch unterschiedliche Prämierungen möglicher Perspektiven auf die Phänomene. Es ist eine lohnende Aufgabe, diese für das NTD fruchtbar zu machen. Vor allem auch, um das triadische Denken in nichtwestlichen Kulturen zu verstehen. Im übrigen bestätigt sich hier wieder die Erfahrung, daß das triadische Denken für theoretische arbeitende Naturwissenschaftler (vgl. David Bohm, Gregory Bateson, Frederic Vester, Fritjof Capra, Norman Cook) leichter zugänglich zu sein scheint als für Geisteswissenschaftler - und für Buddhisten leichter als für jene, deren Glauben durch die neuzeitlichen Wissenschaften im Westen geprägt wurde.
Die individuellen Praktiken können professionalisiert werden
Die für die epistemische, wissenschaftliche Praxis spezifischen Ausprägungen der drei Praktiken sind
• Wahrnehmen als Datengewinn und Beobachten
• Denken als Modellbildung und theoretische Reflexion
• Handeln als Beschreiben und andere Formen symbolischen Darstellens
Die drei Praktiken in der Wissenschaftstheorie
Die drei Praktiken liefern auch letztlich die Legitimation für die drei bestimmenden wissenschaftstheoretischen Schulen: die analytische Wissenschaftstheorie geht vom Denken in und mit Begriffen und Sätzen aus und fordert hier logische Beziehungen. Die wissenssoziologischen Ansätze fordern von den Wissenschaften die Erleichterung menschlicher Arbeit und kulturellen Handelns. Der Positivismus besteht auf der intersubjektiven Überprüfbarkeit der Aussagen durch die Wahrnehmung.