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Am Beispiel Kulturvergleichende Erkenntnis (Triadentrias)
Am Beispiel der epistemischen Triade, die Erkenntnis durch das Zusammenwirken von Standpunkten des Erkenntnissubjekts, dem Objekt und der Beziehung zwischen beiden strukturiert sieht, läßt sich das Prinzip der Bildung von Triadentrias gut veranschaulichen.
Wir haben zunächst nur eine sehr allgemein formulierte Basistriade auf den Ebenen 1 und 2 mit dem Objekt Epistemische Praxis (Struktur) und den Faktoren, Standpunkt, Perspektive, Objekt.
Sobald wir die Struktur bestimmter Erkenntnisprozesse untersuchen wollen, verändern wir (zunächst) nicht diese Basistriade, sondern spezifizieren die Faktoren in Richtung auf drei Faktorentrias’. Je konkreter die Beschreibungen der Faktoren (durch Cluster) ausfallen, desto weniger läßt sich die Triadentrias (in statu nascendi) auf alle jene Objekte anwenden, für die die Basistriade in ihrer ursprünglichen Form noch Geltung beanspruchen konnte. Sie 'stimmt' einfach für die Strukturen vieler Erkenntnisprozesse nicht mehr. Dem wird Rechnung getragen, indem das Objekt einen neuen Namen erhält, der den eingeschränkten Geltungsbereich genauer wiedergibt.
In diesem Sinn entwickelt das Buch ‘Die Entdeckung der kommunikativen Welt’ eine triadische Epistemologie kulturvergleichender Erkenntnis und Analysen.(Giesecke 2007, S. 297ff)
Abb. A: Kulturvergleichende Erkenntnis (Triadentrias)
Abb. B: Epistemologie der kommunikativen Sozialforschung (Triadentrias)
Im Zentrum der Triadentrias steht nicht mehr schlicht ‘Epistemologie’ oder ‘Erkenntnisgewinn’ sondern eben ‘Kulturvergleichende Erkenntnis’. Eine allgemeine Triadentrias ‘Epistemologie’ scheint heikel. Jedenfalls zeigt sich, daß hinter allen Spezifizierungen auf der dritten Ebene, die in Augenschein genommen wurden, Annahmen stehen, die den Gegenstand in bestimmte Richtungen eingrenzen. Die Triadentrias kann dann aber nicht mehr auf alle Formen der Erkenntnisproduktion angewendet werden. Es gilt, die Eingrenzungen zu erkennen und zu benennen. Meist läßt sich ein Faktor der Basistriade als Katalysator für die Spezifizierung ausmachen. Man kann bspw. das Subjekt/den Standpunkt genauer festlegen und ‘Kommunikationswissenschaftler’ oder alternativ ‘Berater’ einsetzen. Je nach dem ergeben sich auch Konkretisierungen der Objekte und des Erkenntnisinteresses. Oder man beginnt mit einer Spezifizierung der Objekte und setzt z. B. ‘Kulturen’ als Ziel der Epistemologie (wie in der Abb. A vorgestellt). In der Abb. Bist eine mögliche Triadentrias dargestellt, die wichtige Prinzipien der kommunikativen Sozialforschung für den Erkenntnisprozeß berücksichtigt. So ist zu klären, welche kommunikativen Standpunkte der Forscher einnimmt, als Erkenntnisinteresse ist zwischen Modellbildung (Normalformrekonstruktion), der Anwendung der Modelle auf Daten in Fallstudien und schließlich der Test der Hypothesen und Modelle zu unterscheiden. Immer emergieren die Objekte aus dem Zusammenwirken von interpersoneller Kommunikation, Massenkommunikation und Organisationskommunikation. Möglich wäre aber beispielsweise auch, die Objekte als System aufzufassen und die Faktoren entsprechend der Dimensionen (Dynamik, Struktur, SUB) zu benennen. Es kommt darauf an, was von wem wie durchdacht werden soll.
Konstruktions- und Kompositionsprinzipien der Bildung von Triadentrias
Es stellt sich dem Triadiker oft die Frage, ob auch unterschiedliche Regeln für die drei Trias, die die Faktoren der Basistriade näher bestimmen, sinnvoll sind. Sollten vielleicht sogar alle vier Triaden nach den gleichen Regeln aufgebaut sein? Es gibt Beispiele für alle Konstruktionsprinzipien, homogene und heterogen in unterschiedlichen Graden.
In der Abbildung A 'Kulturvergleichende Erkenntnis' wiederholt sich das Konstruktionsprinzip der Basistriade ziemlich genau in den Faktoren Triaden. In der Abb.B, die die Triadentrias 'Epistemologie der Kommunikativen Sozialforschung' wiedergibt, dienen die Faktorentrias natürlich auch der näheren Bestimmung der drei Faktoren der Basistriade, aber sie übernehmen nicht die Struktur der Basistriade.
In der nachstehenden dynamischen Triadentrias der Informationsverarbeitung sind die drei Faktorentrias ebenfalls nach anderen - nicht dynamischen - Mustern gebaut und unterscheiden sich auch untereinander. Die ‘Wahrnehmung’ ist durchgängig durch die unterschiedlichen Objekte differenziert. Bei der ‘Verarbeitung’ wird das kybernetische Modell zugrundegelegt. Die ‘Darstellung’ schließlich basiert auf der ontologischen VAKO-Klassifikation, wie es im NLP verwendet wird (visuell, akustisch, kinästhetisch).
Informationsverarbeitung – Eine Triadentrias mit inhomogenen Konstruktionsprinzipien
Das VAKO-Beispiel im Faktor Darstellung wirft auch ein Licht auf eine weitere Leistung und Anwendungsmöglichkeit für Triadentrias. Manchmal ist es für eine bestimmte Praxis möglich, eine vierte oder fünfte (bekannte) Determinante in einer Triadentrias (nicht in einer Triade!) zu berücksichtigen. Man tut dies, indem man einen Faktor der Basistriade als das emergente Produkt dreier Faktoren - hier weiterer Wahrnehmungsmodalitäten - auffaßt und dafür eine Faktorentrias formuliert. Man schafft eine Hierarchie zwischen den Modalitäten – und muß dabei unter Umständen einen allgemeineren Begriff für einen Faktor der Basistriade suchen. So könnte man beispielsweise Geschmack, Geruch und elektromagnetische Sensibilität als eine Faktorentrias behandeln und zu den Faktoren der Basistriade, zum Beispiel zu 'visuell' oder 'akustisch' einen entsprechenden Oberbegriff als emergentes Produkt dieser drei Sensibilitäten hinzufügen.
Im Grunde verlaufen die meisten Konstruktionen von Triadentrias auf dem hier skizzierten Weg. Man versucht, die schmerzhafte Ausblendung von mehr oder weniger gut bekannten, aber über die Trias hinausgehenden weiteren Wirkfaktoren einer Basistriade zu heilen, indem man sie auf einer niederen Abstraktionsstufe einbaut. Ob das etwas zusätzlich erklärt, oder eher auf hierarchischer Abwege führt, muß die Anwendung zeigen.
Wie sinnvoll es ist, in diesem Sinne inhomogene Triadentrias zu konstruieren, kann nur in der praktischen Anwendung entschieden werden. Offenbar lassen sich gut etablierte Basistriaden in hohem Maße nach heterogenen Regeln verknüpfen