Anwendung der Modelle




Allgemeine Prinzipien der Arbeit mit Triaden

Die Arbeit mit Triaden ist ein Spezialfall der Anwendung von Modellen und Programmen in der Praxis. Die Arbeit mit Triaden setzt klarerweise voraus, daß solche vorhanden und zur Verfügung sind. Das NTD unterscheidet zwischen

  • dem Entwickeln,
  • der Anwendung und
  • der Evaluation von Modellen.
    Hier soll es nur um die Anwendung fertiger Triaden gehen.
    Grundsätzlich ist die immer latent vorhandene Anwendung von Modellen von dem bewußten Einsatz triadischer Modelle, Programme und Grundannahmen zu unterscheiden.

Die Steuerung triadischer Praxis durch triadische Modelle

Wir haben fast immer Programme und Modelle bereit, um unsere Wahrnehmung, unser Denken und unser Handeln in der individuellen Praxis und die Abläufe und Architekturen in der sozialen und kulturellen Praxis zu organisieren. Schon jede sprachliche Beschreibung unserer Umwelt oder unsers Handelns greift auf geronnen Erfahrung zurück
Das NTD hat diesem Erfahrungspool eine Reihe von 'fertigen' Triaden, die sich in der triadischen Praxis bewährt haben, hinzugefügt. Sie lassen sich unmittelbar anwenden.
Das NTD kann ein Teil jeder Praxis werden und gestaltet sie dann mehr oder minder triadisch. Anwendung triadischer Modelle (TMA) heißt Programmieren der Praxis durch triadische Modelle und Programme.
Triadische Programme und Modelle können das
-Handeln
-Wahrnehmen und
-Denken
von
-Menschen/Individuen,
sowie die Dynamik, Architektur und Umweltbeziehungen
-sozialer und

  • kultureller Praxis
    strukturieren und steuern.
    Triaden dienen der Selbstvergewisserung bzw. der Reflexion von menschlichen, sozialen und kulturellen Subjekten bzw. Objekten sowohl als Individuen als auch als Kollektive (Arten und andere Allgemeinbegriffe). Sie können als Normen für Individuen oder Gruppen fungieren, deren Wahrnehmungen und Handlungen lenken und Entscheidungen in vielen Bereichen vorbereiten.

Beispiel für die Modellbildung: Die Genese der Absoluten Wandeltriade im Forschungsprozeß

In der Triadischen Welt wird das Gefüge von Wandelprozessen geordnet. Es ging darum, drei Klassen von Prozessen zu identifizieren, aus deren Interaktion jeglicher Wandel emergiert.
→ Axiomatik der triadischen Praxeologie (TriPrax)
Diese drei Klassen bilden dann die Faktoren der Triade der Wandelprozesse. Man kann sie auch Komponente des Wandels nennen. Die Faktoren/Typen sind Abstraktionen aus einer Vielzahl von Prozessen, deren Merkmale in Cluster zusammengefaßt werden. Das Produkt der Interaktion der Faktoren ist der Wandel.
Hinter der Wandeltriade steht das triadische Verständnis der Komplexität von Prozessen. Das NTD reduziert die Mannigfaltigkeit des Wandels und des Verwandelns, das Mit-, Neben- und Gegeneinander der Prozesse, auf die Interaktion dreier Faktoren.
Ausgehend von den allgemeinen philosophischen Annahmen über den Wandel in der Welt und deren Disziplinierung zu Prozeßkonglomeraten erfolgt nun eine empirisch-experimentelle Klassifikation von Prozessen, die als Faktoren der Wandelprozeßtriade zu modellieren sind.
Dies ist eine disziplinäre wissenschaftliche Aufgabe für eine epistemische Praxis. Sie wird normalerweise gelöst, in dem man in ersten Schritten eine Sammlung von Prozessen, die im Alltag und in den Wissenschaften als Wandelprozesse im weitesten Sinne betrachtet werden, zusammenstellt. Man sucht Oberbegriff und bildet so im nächsten Schritt Cluster.

Das NTD stellt Merkmale, die die Faktoren von Triaden - in diesem Fall also von Prozessen - näher bestimmen, in Form von Clustern da.

Viele zusätzliche Informationen zu den Clustern lassen sich mit dem Ziel sammeln, Oberbegriffe zu finden. Charakteristisch für das NTD ist, daß von vornherein nach drei Clustern gesucht wird, die untereinander in zirkulären, sich wechselseitig definierenden Beziehungen stehen. In diesem Fall ist das Ergebnis die in der Abb. XXX wiedergegebene Triade.

 Wandelprozesse (Cluster)
Aus den Merkmalen der Cluster sind die drei Oberbegriffe abstrahiert. Für diese Begriffe, d.h., für die Modelle, mußten Worte mit möglichst passender und allgemeiner Bedeutung gefunden werden: Revolutionieren, Reformieren und Bewahren.
Die Bezeichnungen der Faktoren sind eine Auswahl aus einer Vielzahl von Worten, die sich zur Benennung des Wandels auf den unterschiedlichen Gebieten finden lassen. In jedem konkreten Fall lassen sich passendere Worte in die Begriffstriade einsetzen.
Die Bezeichnungen der drei Prozeßtypen müssen variieren und an die Eigenschaften der Objekte angepaßt werden, deren Wandel beschrieben und gestaltet werden soll.
Es ist schwierig, Bezeichnungen zu finden, die dem Abstraktionsniveau und Geltungsbereich des Modells entsprechen. Typischerweise haben die Bezeichnungen der Faktoren viele Kon- und Denotationen, die zu dem Modell im Widerspruch stehen. Die Extension der Worte kann weiter oder enger als der Begriff sein. Das führt in der Kommunikation oft zu Schwierigkeiten. Ob bspw. von 'Reproduzieren', 'Konservieren' oder 'Bewahren' gesprochen werden soll, ist schwer, meist nur im Hinblick auf eingegrenzte Objekte, zu entscheiden. Da aber ein abstrakter Begriff da ist und in diesem Fall möglichst für die gesamte TriWelt gelten soll, müssen die für die Faktoren ausgewählten Worte an den Begriff angepaßt werden - vom Konstrukteur und von den Nutzern des Modells. Klar, wer einen Unterschied zwischen Worten und Begriffen nicht akzeptiert, versteht das Problem nicht.
Die Wandeltriade beschreibt nicht nur Veränderungen der Zeitverläufe sondern eben auch der anderen Komponenten des Kosmos, also der Dinge und Räume.

Neben diesem induktiven Schließen hat ebenso eine Deduktion aus den Annahmen über die Komplexität des Wandels stattgefunden: Ein Cluster beschreibt eher die quantitativen Eigenschaften, der andere die qualitativen und der dritte berücksichtigt die Komposition – als eine stabile. Drittens wird das Verhältnis zwischen den drei in den Clustern zusammengefaßten Prozeßklassen berücksichtigt. Sie müssen einerseits autonom sein, eine identifizierbare Charakteristik aufweisen, andererseits soll jede Klasse ohne die andere nicht voll funktionsfähig sein. Reformerische, revolutionäre und konservative/konservierende Kräfte gewinnen ihre Identität aus der Abgrenzung voneinander.
Wenn auf diese Weise drei Klasen von Prozessen gefunden sind, die für möglichst viele – oder klar eingegrenzte - Wandelprozesse zutreffen, dann hat man eine Basistriade und kann beginnen, die Faktoren und ihre Abhängigkeiten genauer zu bestimmen.
Die Wandelprozeßtriade ist zu anderen Triaden in Beziehung zu setzen. Das geschieht hier, indem die triadischen Modelle über Prozesse und über die Zeitvorstellungen, die im Kosmos wirken, genutzt werden. Durch Anwendung der Triade auf empirische Fälle, kann das Modell getestet und die Auswahl der Merkmale ergänzt bzw. revidiert werden. Wenn sich die zunächst probeweise festgelegten Begriffe und Bezeichnungen der Faktoren bewährt haben, kann eine abstrakte Basistriade formuliert werden. Nimmt man an, daß sie für jeglichen Wandel in der TriWelt gilt, wird sie als 'Absolute Triade' bezeichnet.

Die Absolute Basistriade des Wandels mit den Faktoren revolutionär, bewahrend, reformierend ist schon vorgestellt.
In nächsten Schritten kann man versuchen, für einen mehr oder weniger großen Geltungsbereich die Faktoren der Basistriade noch genauer zu bestimmen.

Anwendung der Wandelprozeßtriade

Die Wandelprozeßtriade mit den drei Clustern hat eine doppelte Bedeutung: Im Forschungsprozeß stellt sie Ergebnisse der empirischen Untersuchung vor. Für die Anwender des Modells sind die Cluster ein Pool von Vorschlägen, wie die zu bestimmenden Faktoren des Wandels im konkreten Fall heißen können. Statt 'Reproduzieren' mag der Faktor dann 'Bestandpflege' genannt werden. Wie bei allen Konkretisierungen bleibt die Anzahl der Merkmale offen. Es sind weitere möglich.
Sobald die abstrakten Triaden in konkreter Praxis angewendet werden, sollten die Faktoren und ihre Benennung an die Situation angepaßt und ggfs. umformuliert werden.
Für die drei Prozeßtypen des Wandels gibt es, je nach den Einsatzgebieten des Modells unterschiedliche Bezeichnungen.

Wie dies im Fall der Wandeltriade in der sozialen (Beratungs-)Praxis von K. Rappe-Giesecke geschehen kann ist im Web unter Wandeltriade nachzulesen.
Alle Triaden sind abstrakte Modelle und müssen für die empirischen Anwendungsfälle konkretisiert werden. Insoweit sind sie keine tools, die ohne Rücksicht auf die Praxis eigesetzt werden können!
In der konkreten Anwendung des Metamodells der Wandeltriade wird jeder Nutzer seine eigene Interpretation und dann auch angemessene Formulierungen finden. Die abstrakte Wandeltriade muß nach den Bedürfnissen der Praxis konkretisiert werden!

anwendung_ntd, id1255, letzte Änderung: 2023-06-06 18:05:13

© 2024 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke