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Das Ziel der Praxeologische Gestaltungslehre ist es, Programme zur Gestaltung der Praxis zur Verfügung zu stellen.
Das Objekt von Programmen sind Prozesse - also keine Dinge oder Räume.
Programme regeln Prozesse.
Ohne Prozesse keine Programme, keine Programme ohne Prozesse. Aber nicht allen Prozessen liegen Programme zugrunde. Programme können Prozesse nur regeln, wenn sie Zielvorgaben haben. Sie brauchen Steuerungsgrößen. Ohne diese keine Programme und keine programmgeregelte Prozesse.
Wenn wir von Programmen reden, die der Gestaltung der Praxis dienen sollen, dann sollten immer die drei Faktoren Prozesse, Programme und Steuerungsziele berücksichtigt werden. In der Praxis emergieren die Steuerungsgrößen als Sinn.
Die Basistriade der praxeologischen Gestaltungslehre verschränkt die drei Faktoren Sinn, Prozesse und Programme.
Es gilt weiterhin die abstrakte Basistriade der Praxisgestaltung: Prozeßgestaltung, Architekturgestaltung und Grenzgestaltung.
Die Basistriade läßt sich zu einer Triadentrias® ausbauen.
Praxisgestaltung
Das Verständnis der TriPhil und der TriPraxie von den → Prozessen und ihrer Gestaltung durch → Programme unterscheidet sich grundsätzlich von jenen in den gängigen Wissenschaftstheorien.
Hier stehen sich seit der Antike bekanntlich kausale und teleologische Ansätze der Beschreibung und Erklärung gegenüber. "Der erstere Erklärungstyp wird mechanistisch, der letztere finalistisch genannt. Die galileische Tradition der Wissenschaft verläuft parallel zu der Ausbreitung des kausal-mechanistische Standpunktes in den Bemühungen des Menschen, Phänomene zu erklären und vorauszusagen; die aristotelische Tradition verläuft parallel zu seinen Bemühungen, Tatsachen teleologisch und finalistisch verstehbar zu machen." (Wright, Erklären und Verstehen, 1974, S. 17) Erklären durch Subsumption des Besonderen unter allgemeine Gesetze ist das Ziel des später 'galileisch' genannten Ansatzes, Verstehen des Sinns - oder des anders genannten - Ziels von Verhalten oder Handeln vorzugsweise der Menschen das Ziel der teleologischen Ansätze. Letztere führen zur 'Sinnverstehenden Sozial- und Geschichtswissenschaft', erstere zu den Naturwissenschaften. Determination durch Sinn und Regeln einerseits oder andererseits durch Gesetze und mechanische Mechanismen, die von Menschen unabhängig - möglichst überall und zu jeder Zeit - gelten sollen. Natürlich wurde immer wieder versucht, diesen Dualismus zu überwinden, meist mit dem Ergebnis, daß entweder die Kausalität oder die Wirksamkeit des Telos relativiert wird. Das ändert aber an der Opposition und dem dualistischen Denken nichts. Aus dem Entweder-Oder wird ein Sowohl das Eine als auch das Andere.
Die TriPhil geht völlig anders vor. Zunächst stellt sie klar, daß das Objekt des Verstehens oder Erklärens in jedem Fall Prozesse sind. (Das passiert in der Literatur selten genug.) Prozesse sind also die Metakategorie, mechanische und kausale, sinnvolle oder sinnlose Prozesse sind schon Ableitungen. Wenn man dort nach Gemeinsamkeiten oder Unterschieden sucht, setzt man zu konkret an.
Zur Spezifizierung dient der TriPhil das triadische Verständnis der Beziehung als gerichtete Relation zwischen Relata. Prozesse erscheinen als ein Typus von Beziehungen, sie relationieren demnach Relata und haben eine Richtung. Will man die Prozesse beschreiben, muß man die Relata und die Richtung klären. In diesem Kapitel wird zwischen den unbelebten, den belebten nicht-menschlichen und den Menschen als Relata unterschieden. Wir haben also eine Dreiteilung. Um anschlußfähig zu bleiben, kann man im ersten Fall von Naturprozessen, im zweiten von Verhalten und im dritten von Handeln/Praktiken sprechen. Aber das trifft das NTD nur teilweise, weil es letztlich um Prämierungen geht. Der Praktiker bleibt Lebe- und Naturwesen und deshalb sind auch die drei Prozeßtypen in seinen Aktivitäten verschränkt.
In gleicher Weise wird mit dem Telos/Ziel verfahren. Es ist der Endpunkt der Richtung von Prozessen. Ein Typ eines Telos ist der Sinn. Er taucht nur bei praxeologischen Prozessen auf, also nur in der menschlichen Praxis. Die Ziele der Praktiker, also im Sinn Max Webers der 'subjektive Sinn des Handelnden' (1964, Kap 1, §1) sind schon eine Respezifikation des Sinns einer Praxis. Seine Erhebung mag in der individual-therapeutischen Praxis funktional sein, die Praxeologie sieht hier bestenfalls Daten.
→ Sinn
Der praxeologische Sinn, der Sinn der Praxis ist eine Ableitung aus den Zielen der Prozesse von Lebewesen, aus den Anforderungen/permanenten Problemen, die sich aus der Notwendigkeit des Erhalts des Lebens unabweisbar ergeben. Man setzt auch hier viel zu konkret an, wenn man von der individuellen menschlichen Emergenzform von Zielen (und Prozessen) ausgeht. Ziele von Praktiken sind vom Sinn der Praxis zu unterscheiden.
Um Prozesse zu erklären, reicht die Zielbestimmung nicht aus. Das berücksichtigen die Naturwissenschaften, indem sie die Prozesse in Form von Gesetzen beschreiben. In den Ansätzen der Sinnverstehenden Sozialwissenschaften, wird der Sinn meist so stark prämiert, daß die Strukturen - der meist als Verhalten oder Handeln - beschriebenen Prozesse völlig in den Hintergrund treten. Bestenfalls werden Regeln, manchmal auch Rezepte und Maximen eingeführt - von Programmen ist erst spät und vereinzelt, nach den Erfolgen der Kybernetik die Rede. Auch bei einflußreichen moderne Autoren wie Charles Taylor (Explanation of Behavior) oder Peter Winch (Idee der Sozialwissenschaften) bleibt das Verstehen rein intentionalistisch und keinesfalls programmatisch.
TriPhil und TriPraxie nutzen sowohl Ziele, als auch Programme als auch Regulationsmechanismen zur Beschreibung und Gestaltung von Prozessen in menschlicher Praxis - und können dann fragen, auf welche anderen Prozesse sich das Modell übertragen läßt.